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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 235

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Kaiser ankamen, wurde dreimal, bei jedem König nur einmal die Trommel gerührt. Da geschah es denn, daß einmal die Wache, durch das Äußere des Wagens getäuscht, vor dem König von Württemberg den Trommel- wirbel wiederholte, der kommandierende Offizier aber zornig Einhalt gebot mit den Worten: ,,Schweigt, es ist ja nur ein König!" Jeden Morgen 9 Uhr fanden sich, nur die Könige ausgenommen, alle anwesenden Fürsten, ihre Minister und die Vornehmsten ihres Gefolges bei Napoleon ein. Nur die Fürsten und Großwürdenträger konnten in sein Kabinett eintreten, während die Zurückbleibenden sich mit den Offizieren und Höflingen begnügen mußten. Besondere Auf- merksamkeit ward von den anwesenden deutschen Vasallen natürlich keinem zuteil; Kaiser Alexander war der einzige Gegenstand eifriger Sorge. Anfangs Oktober wurde der Schauplatz der Festlichkeiten nach Weimar verlegt. Napoleon hatte den Wunsch geäußert, sich und seine Gäste hier festlich empfangen zu sehen, und wollte auch dem Zaren das Schlachtfeld von Jena zeigen. So wurden denn für den 6. und 7. Oktober außer einem Festmahl und einem Hofballe große Jagden vorbereitet, eine auf Hirsche und Rehe, die andere auf Hasen. Letztere fand zwischen Apolda und Jena statt, auf der Platte des Landgrafen- berges, wo Napoleon die Schlacht am 14. Oktober 1806 geleitet hatte. Es war vielleicht nur Zufall und Ungeschicklichkeit, daß man die festgesetzte Hasenjagd gerade mit dem von Napoleon gebotenen Besuche des Schlachtfeldes verband. Aber das geschah schwerlich ohne Absicht, daß der Sieger von Jena den Prinzen Wilhelm von Preußen einlud, sein Begleiter zu sein. Das war ja seine Art, sich des Sieges zu freuen. Wahrscheinlich hat die Brutalität diesmal eine Lebensgefahr von ihm abgewandt. Am Webicht, dem kleinen Gehölz bei Weimar, warteten auf raschen Rossen zwei Männer aus Preußen, die unter ihren Mänteln kurze Gewehre verborgen hatten und entschlossen waren, dem Unter- drücker Deutschlands ein gewaltsames Ende zu bereiten. Als sie den Bruder ihres Königs an seiner Seite erblickten, versagte ihr Arm den Dienst. Gewiß wäre es ewig zu beklagen gewesen, wenn der Gewaltige auf diese Weise sein Ende gefunden hätte; aber ein bedeutsames Zeichen der Zeit war es doch, daß sich in dem friedfertigen und geduldigen Deutschland Mordgedanken regten. Den Festlichkeiten liefen geräuschlos politische Verhandlungen zur Seite, in welche nur die beiden Kaiser und ihre nächsten Vertrauten eingeweiht waren. — Prinz Wilhelm wurde zwar mit Auszeichnung
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