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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 252

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
252 großen Stadt, täglich 400 Taler zu seinem Unterhalt erpreßt, der Herzog von Abrantes vier Wochen lang täglich 75 Taler. Die Offiziere halten von der Frau des armen Dorfgeistlichen gefordert, daß sie ihnen die Schinken in Rotwein koche; den fettesten Rahm tranken sie aus trügen und gossen Zimtessenz darüber; auch der Gemeine bis zum Trommler hatte getobt, wenn er des Mittags nicht zwei Gänge erhielt, wie Wahnsinnige hatten sie gegessen. Aber schon damals ahnte das Volk, daß die Franzosen so nicht zurückkehren würden, und diese glaubten es selbst. Wenn sie sonst mit ihrem Kaiser in den Krieg gezogen waren, hatten ihre Rosse gewiehert, so oft sie aus dem Stalle geführt wurden; damals ließen sie traurig die Köpfe hängen; sonst waren die Krähen und Raben dem Heere des Kaisers entgegengeflogen; damals begleiteten die Vögel der Walstatt das Heer nach Osten, ihren Fraß erwartend. Aber was jetzt zurückkehrte, das kam kläglicher, als einer im Volk geträumt hatte. Es war eine Herde armer Sünder, die ihren letzten Gang angetreten hatten, es waren wandelnde Leichen. Ungeordnete Hausen, aus allen Truppengattungen und Nationen zusammengesetzt, ohne Kommandoruf und Trommel, lautlos wie ein Totenzug, nahten sie der Stadt. Alle waren unbewaffnet, keiner beritten, keiner in voll- ständiger Montur, die Bekleidung zerlumpt und unsauber, aus den Kleidungsstücken der Bauern und ihrer Frauen ergänzt. Was jeder gefunden, hatte er an Kopf und Schultern gehängt, um eine Hülle gegen die markzerstörende Kälte zu haben: alte Säcke, zerrissene Pferde- decken, Teppiche, Schals, frisch abgezogene Häute von Katzen und Hunden; man sah Grenadiere in großen Schafpelzen, Kürassiere, die Weiberröcke von buntem Fries wie spanische Mäntel trugen. Nur wenige hatten Helm und Tschako, jede Art Kopftracht, bunte und weiße Nacht- mützen, wie sie der Bauer trug, tief in das Gesicht gezogen, ein Tuch oder ein Stück Pelz zum Schutz der Ohren darübergeknüpft, Tücher auch über den untern Teil des Gesichts. Und doch waren der Mehrzahl Ohren und Nase erfroren und feuerrot, erloschen lagen die dunkeln Augen in ihren Höhlen. Selten trug einer Schuh oder Stiefel; glücklich war, wer in Filzsocken oder in weiten Pelzschuhen den elenden Marsch machen konnte; vielen waren die Füße mit Stroh umwickelt, mit Decken, Lappen, dem Fell der Tornister oder dem Filz von alten Hüten. Alle wankten, auf Stöcke gestützt, lahm und hinkend. Auch die Garden unter- schieden sich von den übrigen wenig; ihre Mäntel waren verbrannt, nur
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