Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 267

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vs'-y'-X-'-S ^S^S''4s~'Ss^S''4s-'^S~'4s~'-Ss''4s~~^S~ 267 Warum ist er aber gerade heute, am Sonntag, zur nächsten Stadt gegangen und schleppt sich jetzt trotz Staub und Hitze mit seinem Zwerch- sack auf dem Heimweg? Das sind nicht die nichtigen Habseligkeiten allein, die ihn in die Stadt getrieben. Die hätte er wohl noch manchen Tag missen mögen! Nein, es schwirrt etwas in der Lust, das ihn bedrückt und um seinen Besitz fürchten läßt, ihn mehr als „die andern"; denn die haben ja nichts zu verlieren. Aber er — der reiche Bauer! Das ist was andres! Und es ist so schwül jetzt im Völkerleben und so drückend, wie auf seiner staubigen Landstraße, die er dahinzieht. In der Natur zwar zeigt sich kein Wölkchen, soweit er zu blicken vermag; kein Lufthauch streicht durchs Maintal — aber am Völkerhimmel, da braut sich was zusammen, da droht's gewitterschwer. Denn man schreibt den Juli 1870, und die Gerüchte alle und die Kriegsahnung, die haben den roten Hannes nicht zu Hause gelassen. Er muß sich Gewißheit verschaffen; er will wissen, wie es steht, wenn „die andern" draußen auf dem Dorfe träumen und schlafen. Deshalb ist er in die Stadt gegangen. Und sein scharfes Auge, dort hat es deutlich gesehen: die Menschen sind nicht wie sonst, ruhig und gelassen, nein, sie tragen etwas in sich, wie vom Fieber ergriffen, sind erregt und doch nicht mitteilsam. Denn im stillen fürchtet jeder etwas für sich: die Frau für den Gatten, die Mutter für den Sohn! Und wer weiß, wie bald der Krieg beginnt, vielleicht noch heute, und wenn heute nicht — morgen! Um Frankreich handelt sich's — und so ein Franzose ist hitzköpfiger Natur. „Hitzköpfig, ja, das sind sie, die Franzosen — die könnten am Ende anfangen!" sagt sich der rote Hannes und vergißt dabei, daß ihn selbst trotz seiner Jahre oft der grimmigste Jähzorn packt. Wenn die Franzosen wirklich kämen! — Dieselbe Beklemmung, die er drinnen in der Stadt, an jedem Ort und an jedem Menschen verspürt, drückt auch auf ihn. Aber — wenn die Franzosen kämen — das ist's ja zunächst gar nicht, was ihn beklemmt. Da gibt's zuvor noch andere Fragen! Mit wem gehen wir denn eigentlich, wir Franken, wir Bayern, wenn's wirklich losgehen sollte? Die Sorge beschäftigt ihn jetzt. Mit den Preußen? Mit den Franzosen? Daß dich der Teufel — am End' gar mit den Preußen? Und mein Lennert? So nennen sie seinen ein- zigen Sohn Leonhard im Dorfe. Mein Lennert? Wird der auch mit- müssen? Auch ausrücken? In den Krieg ziehen? Er ist zwar schon bei
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer