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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 281

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
gleichlichen Talent zu würdevoller Repräsentation auch jetzt bei dem denkbar feierlichsten Anlaß glänzend Gebrauch machen sollte. König Wilhelm hätte in Versailles das prachtvolle Schloß König Ludwigs Xiv. beziehen können, in dessen Giebelfeld die Worte stehen: A toutes les gloires de la France. Er zog es vor, dies Schloß als Lazarett für deutsche und französische Verwundete ein- zurichten, selbst aber in der kaiserlichen Präfektur abzusteigen, in der er seit dem 3. Oktober seinen Wohnsitz hatte, und in dem großen Saale dieses Gebäudes fand am Sonntag, dem 18. Dezember, der feierliche Empfang der Kaiserabordnung des Reichstags statt. Die Verlesung der Adresse leitete der Präsident durch eine kurze Ansprache ein, in der er hinwies auf zwei Verfassungs- änderungen, mittels deren dem künftigen deutschen Staat und seinem höchsten Oberhaupt Benennungen gesichert würden, „auf denen die Ehrfurcht langer Jahrhunderte geruht, auf deren Herstellung das Verlangen des deutschen Volkes sich zu richten nicht aufgehört habe". Er erinnerte daran, daß der Empfang der Abgeordneten des Reichstags stattfinde in einer Stadt, in welcher mehr als ein verderblicher Heereszug gegen unser Vaterland ersonnen und ins Werk gesetzt worden sei, und an die Nachbarschaft der Hauptstadt, in der unter dem Druck fremder Gewalt die Verträge geschlossen worden waren, in deren unmittelbarer Folge das Reich zusammen- brach. Und dann verlas er die Adresse selbst mit solcher Wärme, solchem Nachdruck, daß allen Hörern die Tränen ins Auge traten. Am tiefsten bewegt war der König selbst. In beständigem Kampf mit der Rührung, die ihn mehr als einmal übermannte, las er die Antwortrede, in der er seinem Dank gegen die göttliche Vorsehung Ausdruck gab für die Wunder ihrer Führung, seine Freude ausdrückte darüber, daß die für das gemeinsame staatliche Leben der Deutschen neu gewonnenen Grundlagen „von den süddeutschen Bundesgenossen aus freier Entschließung nach Maßgabe ihrer eigenen Würdigung des nationalen Bedürfnisses bemessen und dargeboten" seien, und schließlich sich bereit erklärte, dem Rufe zu folgen, der an ihn ergehe, aber unter einem Vorbehalt: „Nur in der einmütigen Stimme der deutschen Fürsten und freien Städte und in dem damit überein- stimmenden Wunsche der deutschen Nation und ihrer Vertreter werde ich den Ruf der Vorsehung erkennen, dem ich mit Vertrauen auf Gottes Segen folgen darf."
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