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1913 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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sich die rasenden Wellen empor, und niemand wagte mehr, auf Rettung
zu hoffen. In diesem Augenblicke bewährte sich deutsche Vaterlands-
liebe und Königstreue. Der Kommandant, Kapitän Cochius, ließ den
Befehl geben: „Alle Mann achteraus!" And hier auf dem Achterdeck
erscholl mitten im heftigsten Wogengebrüll aus 150 Kehlen ein das
Pfeifen des Sturmes übertönendes Hoch auf Se. Majestät den Deutschen
Kaiser. Es wäre dieser Vorgang wohl nie bekannt geworden, wenn
nicht eine große Flutwelle das Schiff noch einmal flott gemacht und
näher ans Land geworfen hätte. Hierdurch wurde es möglich, die
Rettung der schon dem Tode anheimgefallenen Mannschaft zu bewerk-
stelligen.
Die Brigg war von den Strandbewohnern bemerkt worden.
Sofort hatte man die Mannschaft der Rettungsstation alarmiert. Da
ein Hinausfahren mit dem Rettungsboote wegen der hohen Brandung
unmöglich war, wurde der Raketenapparat aufgestellt. Die erste Rakete
ging fehl; sie fiel kurz vor dem Bug des Schiffes ins Wasser. Die
zweite traf zwischen die Masten. An der Schußleine wurde der Steert-
block hinübergezogen, das ist eine Rolle mit einer Schnur ohne Ende,
dem sogenannten Läufer. Doch was ist das? Die Leine bleibt plötzlich
stecken. Sie hat sich in dem Tauwerk des Schiffes verfangen, und
wenn es nicht gelingt, sie zu lösen, so ist die Mannschaft im Angesichte
des Landes doch dem sicheren Untergange geweiht. Bis zur Brust im
Wasser stehend, verharrt die Rettungsmannschaft an ihrem Platze. Es
ist stockdunkle Nacht geworden. Stunden vergehen in bangem Erwarten.
Die bis zum Tode erschöpfte Mannschaft der „Undine" kann das
Tauwerk nicht entwirren. Da — eine halbe Stunde nach Mitter-
nacht — gelingt es dem Leutnant z. S. Ianke mit Aufbietung der
letzten Kräfte, die Leine klar zu machen. Nun wird durch eine Laterne
ein Zeichen nach dem Lande gegeben, daß das Rettungswerk seinen
Fortgang nehmen kann. Die Mannschaft faßt neuen Mut. Bald ist
der Steertblock herübergeholt. An dem Läufer wird nun auch das
dicke Rettungstau an Bord gezogen und über der Rolle am Mast
befestigt. Schnell ist auch die Hosenboje hinübergezogen, das ist ein
Nettungsgürtel mit einer daran befindlichen Hose, in welche die Schiff-
brüchigen hineinsteigen müssen. Um eineinhalb Uhr wird der erste
Mann an Land gebracht. Es ist ein Marineleutnant. Bald folgen
andere Leute der Besatzung mit ihren Waffen nach. Um siebeneinhalb
Uhr morgens ist die ganze Mannschaft gerettet. Außer einem Matrosen,