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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 396

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
396 der im Jahre 600 erbauten ältesten der Schweiz, und der Zwingturm am Dorfhospitale erheben. Hier war alles mit Schnee bedeckt, und wir bekamen Schlitten, um unsere Fahrt fortzusetzen, leichte Gerüste, auf die leere Tonnen als Sitze gelegt werden und vor die ein Pferd gespannt wird. Jeder Reisende hatte einen besonderen Schlitten. Wir waren unserer drei. Ein Schweizer Ober-Alter aus Unterwalden, ein Franzose und ich. Aber schon eine Stunde vor Hospental war die Straße dergestalt durch Lawinen verschüttet, daß die Pferde nicht weiter konnten. Wir hatten zur Sicherheit drei stämmige Schweizer Buben mit- genommen, die unser Gepäck aufluden, und gingen oder kletterten zu Fuß weiter. „Una valanga" (eine Lawine), schrie der Führer, und an der gegenüberliegenden Wand, etwa zweihundert Schritte hinter uns, rollte jetzt von hoch oben eine Schneemasse herab. Man sollte gar nicht glauben, daß bloßer Schnee solchen Lärm machen könnte, und doch verursachte diese Lawine, die nur klein war und kaum den Bach erreichte, ein Getöse wie der stärkste, anhaltende Donner. Von jetzt an erst begann die Partie unangenehm zu werden. Je höher wir hinaufkamen, desto loser wurde der Schnee, desto weicher war er durch den Regen und Südwind geworden. Man sank bis zu den Knien, endlich bis zum Gürtel ein. Es bedurfte einer starken Anstrengung, das eine Bein herauszuziehen, während man mit dem andern ebenso tief einsank. Eine Weile ging es wohl; als dies aber eine Stunde lang gedauert, der Sturm stets heftiger, Regen und Nebel stets dichter wurden, fing man an, sich sehr ernst- haft nach den Mauern des Hospizes umzusehen, die noch immer nicht erscheinen wollten. Ich erreichte es endlich, da ich den Mantel abgegeben und leichter ging, zuerst; der Franzmann war aber wohl eine halbe Stunde zurück, und die Träger, selbst schon schwer beladen, mußten ihn stützen. Endlich traf die ganze Karawane ein. Am folgenden Tage ging es nun an der Südseite des Passes hinab, allein da lag noch viel mehr Schnee als an der Nordseite. Die Straße windet sich im endlosen Zickzack an dem hier äußerst steil abfallenden Gebirge hinunter, wir aber gingen geradeswegs hinab, einen Weg, den ohne den Schnee keine Gemse klettern könnte. Wäre man nicht fortwährend bis an die Hüften eingesunken, so hätte man den Hals brechen müssen; man fiel unzählige Male, aber der Schnee fing den Fallenden auf, und so ging es, freilich
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