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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 359

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
359 nein, den ganzen Sonntag lang. Sogar die jungen, lebenslustigen Burschen kommen nur zum Vorschein, um zu essen. Die halbwüchsigen Jungen und Mädchen lausen nicht zum Spiel. Sie liegen und schlafen. Die ganze Kolonie schläft. Stille um alle Gehöfte, nur die Fliegen summen, die Kühe brüllen. Mit dem ersten Morgengrauen am Montag beginnt die Arbeit von neuem und Tag für Tag, Woche für Woche, bis Johannistag. 5. Wer einen der schwarzen, wie ein Ziegelstein geformten Torfe in der Hand hält, ahnt nicht die Mühe, die seine Gewinnung kostet. Denn dieser Torf liegt nicht an der Oberfläche wie der lockere Torf der Geest. Häufig deckt ihn fußhohes Wasser. Auf einer Leiter muß man zu ihm hinuntersteigen, bis zu den Hüften im schlammigen Tüm- pel stehend, ihn losstechen, loshacken, ausgraben zwischen den wunder- lich verschlungenen Wurzelballen vorzeitlicher Bäume. Wer unten steht, schleudert die triefende, schwarze Masse auf den Uferrand des Torf- lochs, ein anderer schaufelt sie in einen niedrigen vierrädrigen Karren, ein dritter fährt den Karren dorthin, wo der Torf gebacken wird. Die Karren laufen auf Holzschienen. Der weiche Moorboden würde sonst ihr Gewicht nicht tragen. Der Zubereitungsort ist eine ganz ebene Fläche von 50—100 Meter im Geviert, möglichst nahe dem Torfstich. Dorthin laufen die Schienen, dort entleert der Führer den Wagen, indem er ihn nach der Seite umkippt. Schon erwarten ihn die Frauen in ihren dunklen Röcken, mit den hellen Schürzen, ans dem Kopf die luftigen über ein Gestell gespannten Kopftücher, die sie bei der Feldarbeit als Sonnenschutz tragen, an den Füßen die festen Holz- schuhe, ohne die nicht Mann noch Weib im feuchten Moor anskommt. Mit weitzinkigen Gabeln fassen sie die Torfmasse, zerren sie aus- einander, breiten sie längs der Schienen zu einer ebenmäßigen, nicht zu hohen Schicht aus. Das ist Frauenarbeit. Dann kommen Männer heran, kräftige junge Männer mit ungewöhnlich großen Holzschuhen, den „Holschen" angetan, steigen auf die ausgebreitete Torfmasse, und indem sie darauf hin- und herspringen und stampfen, zertreten sie sie zu einem dickflüssigen Brei, der sogleich über die ganze zum Torf- machen bestimmte Fläche geharkt und gekratzt wird. Immer neuer Torf wird ausgestochen, herbeigefahren, zertreten und über den ersten gebreitet, bis der schwarze Schlamm den Boden über fußhoch bedeckt. Dann beginnen alle, die torfstechenden Männer, die Weiber, die Kinder in den mächtigen Holschen auf der weichen Masse wie auf einer Schlitt- schuhbahn munter umherzulaufen und zu gleiten, um durch rüstiges Treten und Schwingen sie noch einmal gründlich durchzukneten. Wie ein lustiger Tanz nimmt sich dies aus und ist auch wohl des Torf- stechens lustigster Teil. Die Burschen schlagen die Arme unter, geben
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