1911 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Koch, Hermann
- Hrsg.: Kappey, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Mittelschule, Gehobene evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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dem Feste brachte die gesamte Studentenschaft Deutschlands ihrem ge-
liebten Herrscher einen aus 3000 Fackeln bestehenden Fackelzug dar.
Zahllose Geschenke und nicht weniger äls 1648 Telegramme liesen aus
allen Weltteilen ein. Aber gerade in den schönen Tagen dieses Festes
zogen dunkle Wetterwolken am Himmel aus. Bei dem Kronprinzen zeigten
sich die ersten besorgniserregenden Anzeichen des tückischen Halsleideiw,
an dem der königliche Dulder später den Tod fand. Schwer litt der
greise Kaiser, als die Krankheit seines einzigen Sohnes sich immer ver-
schlimmerte. Noch aber zeigte er sich jeden Tag am Eckfenster seines Schlosses,
vor dem sich stets Tausende von Menschen versammelten, um den greisen
Heldenkaiser zu sehen. Als er am 4. Mürz 1888 und an den folgenden
Tagen nicht erschien, ging die bange Frage durchs Volk, ob der Kaiser
krank sei. Die amtlichen Berichte sprachen von einer Erkältung. Die
Krankheit wurde bald schlimmer, die Entkräftung nahm zu, und am
9. März hauchte der Kaiser uuter den Gebeten des Geistlichen sein Leben
aus. Er war eingegangen zu der Ruhe, die dem Volke Gottes bereitet
ist. Das ganze Volk stand trauernd an seiner Bahre. Wenige Stunden
nach dem Hinscheiden erschien Fürst Bismarck im Reichstage, um die
schmerzliche Kunde von dem Abscheiden des ersten Deutschen Kaisers zu
überbringeu. Seine Rede klang aus mit den Worten: „Die treue, arbeit-
same Pflichterfüllung im Dienst des Vaterlandes und die Liebe zum
Vaterland, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert war, möge
ein unzerstörbares Erbteil unserer Nation sein, welche der aus unsrer
Mitte dahingeschiedene Kaiser uns hinterläßt. Das hoffe ich zu Gott, daß
dieses Erbteil von allen, die wir an den Geschäften unseres Vaterlandes
mitzuwirken haben, in Krieg und Frieden, lu Heldenmut, Hingebung
Arbeitsamkeit und Pflichttreue treu bewahrt werde."
Gesegnet bleibe fein Andenken für alle Zeiten!
Nach Bernhard Rogge.
290. Brief Bismarcks an seine Gemahlin nach der Schlacht
bei Sedan.
Vendresfe, 3. September 1870.
Mein liebes Herz!
Vorgestern vor Tagesgranen verließ ich mein hiesiges Quartier,
kehrte heute zurück und ^^be in der Zwischenzeit die große Schlacht von
Sedan am 1. erlebt, in der wir gegen 30 000 Gefangene machten und
den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar le Duc nachjagten,
in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben
mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke
und den französischen Generalen über die abzuschließende Kapitulation
verhandelt hatte, weckte mich der General Reille, den ich kenne, um mir