1911 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Koch, Hermann
- Hrsg.: Kappey, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Mittelschule, Gehobene evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
523
vielerlei Kunstwerk und Andenken, das von den großen Tagen im
Leben des Kanzlers Zeugnis gibt, als z. B. der Tisch, auf dem zu Ver-
sailles einst der Vorfriede mit Frankreich unterschrieben ward, oder
das bronzene Abbild des Denkmals vom Niederwald, das Kaiser Wil-
helm seinem treuen Diener 1883 schenkte.
3. Als der Fürst 1892 zu Kissingen Brunnen trank, nachdem
er zu Wien .seinem ältesten Sohn in den Ehestand verhelfen, kamen
schon dorthin aus Thüringen und Würtemberg, aus Franken und
Baden, aus Hessen und der Pfalz die Männer gewandert, um ihn als
den Einiger Deutschlands zu grüßen, und er gab ihnen allen ernste
und herrliche Worte mit auf den Weg von der Einigkeit, die wir
gewonnen und festhalten wollten. Im anderen Frühjahr aber machten
sich ganze Scharen aus dem nördlichen Deutschland zu ihm nach
Friedrichsruh auf, Scharen aus Schleswig-Holstein, Lübeck, Hamburg,
Oldenburg, Mecklenburg, Lippe und Braunschweig, die ihm ihre dank-
bare Huldigung brachten. Da hat er auch sie gemahnt, das Deutsche
Keich in Treue zu hüten und zu pflegen, indem ein jeglicher Stamm
seine Eigenart hüte und pflege. Im Frühling 1894 kamen sogar die
Frauen und Jungfrauen aus dem Südwesten des Deiches und dem
bergischen Lande gepilgert und hörten von ihm, wie hoch ihm für die
Zukunft des Vaterlandes an den Frauen und Müttern gelegen sei.
Alle diese Wallfahrten waren aber doch nur ein Kinderspiel gegen
die nächsten, die vom März bis zum Mai 1895 nach Friedrichsruh von
allen vier Enden sich aufmachten. Denn am 1. April kam der Tag,
an dem er vor achtzig Jahren einst dem deutschen Volke geschenkt
war, und welcher gute Deutsche hätte sich nicht dessen freuen sollen?
Allen voran traf am 26. März der Kaiser selbst mit dem Kronprin-
zen ein. Der führte ihm eine Schwadron der Magdeburger Kürassiere,
deren Chef der Fürst Bismarck war, mit einigen anderen Truppen
vor und bat ihn, „hinter dieser Schar den kampfgerüsteten Heerbann
alter germanischer Stämme zu sehen, die den heutigen Tag mitfeier-
ten.“ Von denen aber, die am Geburtstag selbst ihre Glückwünsche
darbrachten, will ich keinen weiter nennen als nur die Herren Lek-
toren und die Herren Studenten von allen deutschen Universitäten.
Uber 5000 von diesen zogen mit fliegenden Bannern und festlichem
Wichs heran und gelobten, unermüdlich das Lebens werk des Fürsten
weiterzubauen. Da wurde sein Herz froh, und er meinte, nun sähe
er die Zukunft Deutschlands sicher voraus, und er hoffe, sie würden
auch im Jahre 1915, so viele von ihnen noch lebten, dem Kaiser und
Reich ihre treuen Hochrufe bringen.
4. Am 30. Juli 1898, als der Zeiger auf 11 Uhr am Abend stand
schied Bismarck zu Friedrichsruh friedlich von hinnen. Da stand