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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 95

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
95 der fleißige Chinese in jenem fernen Lande für uns pflanzt und der Neger für uns unter der Tropensonne arbeitet. Ja, das nicht allein, die großen Dampfer durchbrausen für uns in Sturm und Wogenschwall den mächtigen Ozean, und die Karawanen ziehen durch die brennende Wüste. Der stolze, millionenreiche Handelskönig, der in Hamburg in einem Palaste wohnt und am Ufer der Elbe einen fürstlichen Landsitz sein nennt, muß uns einen Teil seiner Sorge zuwenden, und wenn ihm der Handel schlaflose Nächte macht, so liegen wir behaglich hingestreckt und träumen von schönen Dingen und lassen ihn sich quälen, damit wir zu unserem Tee und unserem Tabak gelangen. Es schmeckt mir noch einmal so gut, wenn ich daran denke/ Ach, er bedachte nicht, daß wohl der größte Teil dieses Tees an dem Ufer eines träge dahinfließenden Baches gewachsen war, und daß dieser Tabak im besten Falle die Uckermark sein Vaterland nannte, wenn er nicht gar in Magdeburgs fruchtbaren Gefilden von derselben Rübe seinen Ur- sprung nahm, die die Mutter des Zuckers war, mit dem wir uns den Tee versüßt hatten. So ging dieser Abend heiter und friedlich zu Ende. ¥r * * 4 Auf dem Hinwege zu der jetzigen Wohnung meines Freundes hatte ich mir diese und ähnliche harmlose Erlebnisse aus jener ftöhlichen Zeit wieder ins Gedächtnis gerufen, und eine Sehnsucht hatte mich befallen nach jenen Tagen, die nicht wiederkehren. Und wie würde ich meinen Freund wiederfinden? Er sollte in der Gartenstraße wohnen, allein über die Hausnummer war ich nicht im klaren. Schon wollte ich in ein Haus gehen, das ich für das richtige hielt, und mich erkundigen, als ich auf zwei nette, reinliche Kinder von fünf und sechs Jahren aufmerksam wurde, die sich vor der benachbarten Haustür auf eine für sie scheinbar köstliche Art vergnügten. Es war ein trüber Sommertag gewesen, und nun fing es an, ganz sanft zu regnen. Da hatte nun der Knabe, als der ältere, den herrlichen Spaß ent- deckt, das Gesicht gegen den Himmel zu richten und es sich in den offenen Mund regnen zu lasten. Mit jener Begeisterung, die Kinder solchen neuen Erfindungen entgegenbringen, hatte das Mädchen dies sofort nach- geahmt, und nun standen sie beide dort, von Zeit zu Zeit mit ihren fröh- lichen Kinderstimmen in hellen Jubel ausbrechend über dieses ungekannte und kostenlose Vergnügen. Mich durchzuckte es wie ein Blitz: „Das sind Hühnchens Kinder!" Dies war ganz in seinem Geiste gehandelt. Ich fragte den Jungen: „Wie heißt dein Vater?" „Unser Vater heißt Hühnchen," war die Antwort „Wo wohnt er?" „Er wohnt in diesem Hause, drei Treppen hoch." ,Hch möchte ihn besuchen," sagte ich, indem ich dem Knaben den reinlichen Blondkopf streichelte.
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