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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 314

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
314 Wasser tragen, auf dem Herde die Brände schüren. Ihr einziger Trost war es, wenn Ortrun sie einmal von weitem freundlich grüßte, oder wenn sie mit Hildburg, ihrer treuesten Gefährtin, ein Wort tauschen konnte. Gudrun ertrug alles, was man ihr auferlegte, ohne Widerrede. Selbst über ungerechten Tadel murrte sie nicht. Doch ihr Sinn ward durch die harte Arbeit nicht gebeugt. Auch als Gerlinde ihr drohte, sie sollte mit ihren Haaren den Staub wischen, blieb sie bei ihrer Weigerung. Ebensowenig vermochte Hartmuts und Ortruns gütliches Zureden; denn Gudrun wollte lieber alle Drangsal erdulden als ihrem Verlobten die Treue brechen. So trug sie alles bis ins neunte Jahr. Als Gerlinde sah, daß alle Härte, mit der sie die Jungfrau behandelte, ohne Erfolg blieb, beschloß sie, sie noch tiefer zu demütigen. Sie sprach zu ihr: „Du sollst mein Gewand täglich hinunter an den Strand tragen. Da sollst du für mich und mein Gesinde fleißig waschen; aber hüte dich, daß man dich jemals müßig treffe!" So mußte Gudrun mit einer Magd an den Strand hinunter, um in Eis und Schnee zu waschen. Diese Schmach ging allen, die es sahen, tief zu Herzen. Doch nur die treue Hildburg wagte, vor Gerlinde zu treten und ihr zu sagen: „O, laßt sie nicht allein in dieser Schmach, sie ist ein Königskind! Auch ich bin aus edelm Hause, dennoch will ich gern die Arbeit mit ihr teilen." Da lächelte die Königin arglistig und erlaubte es ihr; denn sie dachte, daß Gudruns Pein noch größer würde, wenn sie sich vor einer ihrer Freundinnen so erniedrigt sähe. Die treue Hildburg aber ging des Abends in Gudruns Kammer, um ihr zu verkünden, daß sie die Arbeit mit ihr teilen dürfe. Da klagten sie von Herzen einander ihre Schmach und weinten, bis der Schlaf sich auf ihre müden Augenlider senkte. ä) Wie die Befreiung nahte. 1. Die Königin Hilde hatte niemals aufgehört, über Mittel nach- zusinnen, wie sie ihre Tochter aus den Händen der Normannen be- freien könnte. Sie hatte starke Schiffe bauen lassen, und als die junge Mannschaft nun herangewachsen war, sandte sie Boten aus und ließ zur Teilnahme an dem Befreiungskriege auffordern. Da kamen Herwig, Gudruns Verlobter, Horand und Frnte aus Dänemark und der alte Wate mit ihren tapfersten Helden. Auch der junge Ortwin zog mit, um das Leid der Schwester zu enden. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, stach die Flotte in See zur Heerfahrt nach dem Normannenlande. Es war an einem Mittwoch in der Fastenzeit, als Gudrun und Hildburg wieder am Strande wuschen. Da kam ein Schwan heran-
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