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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 366

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
366 Ulrich Pfuel, der war den Uchtenhagen nah verwandt und ihr Nachbar, er sprach: „Alter Freund, was nutzt es? Gott zeigt uns selbst den Weg zur Rettung." — „Und denen drüben, wo sie unsern Herrn suchen. Solang' ich seines Rosses Hufschlag höre, will ich hier stehen, und noch eine Weile." — „Er hat uns verlassen." — „So der Herr schlecht ist, soll's der Diener auch sein?" — „Denkt, was Ihr sonst zu mir spracht von dem Ludwig." — „Herr Ulrich Pfuel, mein lieber Schwager, so ich damals zweifelte, hier ist's nicht Zeit zum Zweifeln, hier ist's zum Treusein. Ich schwur dem Ludwig, und so's ein schlechter Schwur war, wär' ich doch ein schlechter Mann, so ich ihn bräche im Unglück. Ihr meine Söhne und ihr Freunde! Wie der Schnee weiß niederfällt, so weiß sind meine Haare, so rein ist mein Wappenschild; so rein, als Gott der Herr will, wünscht' ich, daß meine Seele sei. Und so rein möcht' ich in den Tod gehen. Wer's mit mir will, der schlage an, wer's nicht will, der reite heimlich davon; will ihn nicht sehen noch je verraten, denn eines toten Mannes Zunge ist still." Keiner antwortete, keiner ritt fort, sie schlugen gegen ihre Schilde. Es war kein Klang, der weit widerhallte, aber ein Klang war's doch, der stählte ihre Herzen. 2. Die Drommeten drüben antworteten. Das tönte anders von Stahl und Eisen, von Zaum und Zügel und Rosseschnauben. Nicht zwanzig Atemzüge vergingen, und die Lanzenspitzen klirrten gegen Panzer und Schild. Aber nach wieder zwanzig Atemzügen machten die Rosse Kehrt; wer kämpft gegen den Schnee, der dicht ist wie die Luft, und der heulende Wind treibt ihn durch die Helmgitter ins Auge! „Gott sei gnädig seiner Seele!" sprach Ulrich Pfuel, der hielt den Knappen Kuno in den Armen; von der andern Seite stützte ihn der treue Eisenhardt. Dem Knaben war die Stahlhaube vom Kopf geschlagen, er hing blaß mit dem Kinn über auf der Halsberge, seine goldenen Locken klebten voll Blut. So schleppten sie ihn zurück und legten ihn auf einen Stein. Er war der erste gewesen zwischen den Feinden und hatte einen riesigen Mann vom Pferd geschlagen. Da spaltete ihm die Streitaxt den Helm. „Vater," sprach er, da er das Aug' aufschlug, „nun bin ich doch Uchtenhagens Sohn?" „Bist's," sprach der Alte und drückte ihm seine Hand. Einen Augenblick beugte er sich über ihn, mehr war zum Trauern nicht Zeit. Wer da die Männer gesehen in dem Augenblick, hätte gemeint, es seien Steinbilder, die über Gräbern stehen. Ihres wurde doch erst gegraben. Die müden Krieger, die Hände faltend auf das Schwert, und dicker Schnee lagerte auf ihren Schultern. Da schüttelte sich Dietrich, des Alten anderer Sohn, und faßte Helmeckes Arm, der der zweite Bruder war. Zorn leuchtete in feinem
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