1915 -
Leipzig [u.a.]
: B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
- Autor: Götze, G., Hellmuth, E., Dietlein, Rudolf, Dietlein, Woldemar, Schrader, Hermann
- Hrsg.: Jenetzky, F. W.
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Paritätische Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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236* Dir Fahrt von Marseille nach Nizza
längs der französischen Riviera.
1. Auf der Fahrt von Marseille nach dem gepriesenen Nizza erreichen
wir zuerst das in verborgener Einsamkeit liegende Toulon. Die Stadt
ist ein Hauptwaffenplatz Frankreichs, und ihr vorzüglicher Hafen dient als
Kriegshafen. Wie ausgehöhlt aus dem Felsengestade liegt der prächtige
Hafen mit seinen kampfbereiten Kriegsschiffen vor uns. Halbkreisförmig
umgibt ihn die dichte Häusermasse der Stadt. Hinter dieser aber winken
zahllose Villen und niedliche Winzerhäuschen von den mit Gärten und
Weinbergen geschmückten Gehängen hernieder. In dem milden Klima ge-
deihen Orangen und andere Südfrüchte, die Trauben sind von seltener
Süßigkeit, und in den Gärten recken sich auch schon zahlreiche Palmen
zum heitern Himmel empor, während Kaktusarten mit ihren hellroten
Blüten Fels und Gemäuer begleiten.
Die Weiterfahrt geht durch eine entzückend schöne Berglandschaft, in
deren Tiefen dunkle Pinienwälder stehen, während zum Meere zackig ge-
formte Felsengebirge aufragen. Doch diese weichen dem Auge, und das
Meer mit seinem weit schimmernden Spiegel taucht rechts vor uns auf. In
seinem Anblicke geht die Fahrt weiter. Die prächtigen Küstenbilder zu
unserer Linken streiten mit ihm um unsere Gunst. Die Felsenvorsprünge
durchfahren wir in Tunnels, und auf die Schluchten der Küste schauen
wir tief hinab. Stolz recken sich die Olbäume in die Höhe, mit den eben-
falls schon hier erscheinenden Korkeichen an Größe wetteifernd. Zwischen
ihren buschigen Kronen schauen wir hinab auf das blaue Meer, auf dem
zahlreiche Schiffe mit stolz geschwellten Segeln dahinfahren. Dann aber
lockt wieder die Nähe das Auge. An malerisch gelegenen Küstenorten
fliegen wir vorüber und an dem Berghange folgt Villa auf Villa, die
Nähe einer Stadt verkündend, der Gartenstadt Cannes.
Cannes ist ein vielbesuchter Luftkurort und namentlich im Winter
von zahlreichen Engländern bewohnt. Wie halb vergraben liegen in den
üppigen Gärten die schmucken Villen und großartigen Logierhäuser. Von
den mit Orangen, Wein, Rosen, Jasmin oder Gemüsen bepflanzten, zum
Teil künstlichen Bergterrassen schaut man hinab auf die düstere Insel
St. Marguerite.
2. Das schöne Cannes vertauschen wir bald mit Nizza, der Rosenstadl
der französischen Riviera. Nizza la Bella nennen sie die Italiener, die
früher, ehe das Gebiet zu Frankreich kam, hier heimatberechtigt waren.
Auch in nördlichen Gegenden ist man gewohnt, Nizza als den Inbegriff
des Schönen zu fassen, und will man eine Stadt als eine besonders schöne
bezeichnen, so belegt man sie mit jenem klangvollen Namen. So ist Honnef