1915 -
Leipzig [u.a.]
: B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
- Autor: Götze, G., Hellmuth, E., Dietlein, Rudolf, Dietlein, Woldemar, Schrader, Hermann
- Hrsg.: Jenetzky, F. W.
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Paritätische Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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Vorteile von der Bevölkerung so ausgenutzt wie in Frankreich. Fast die
Hälfte aller Bewohner lebt von der Landwirtschaft und beutet den in lauter
kleine Parzellen verteilten Boden in sorgfältigster Weise aus.
Das Hauptgewicht der französischen Landwirtschaft liegt auf dem Anbau
von Wein, Obst, Gemüse und Südfrüchten. Während Getreide, Kartoffeln,
Rüben, Gespinstpflanzen, Hopfen, Tabak kaum für den Bedarf des städte-
reichen Landes erzeugt werden, ergeben die Ernten an Wein, Obst und
Südfrüchten gewaltige Mengen für die Ausfuhr.
Frankreich ist das weinreichste Land der Erde Zweiundeinehalbe
Million Hektar sind mit Wein bepflanzt, der nur in den nördlichsten De-
partements nicht gedeiht. Dank der sorgfältigen Pflege der Weingärten
und der sorgfältigen Kellerwirtschaft liefert Frankreich nicht nur Weine,
die zu den besten der Welt gehören, sondern es beherrscht mit seinen Pro-
dukten auch den Weltmarkt. Die vorzüglichsten und geschätztesten Sorten
gedeihen in der Champagne, der Gironde und in Burgund. Einige Jahre
hindurch haben die französischen Weinberge zwar auch viel von der Reblaus
gelitten, aber man ist dieser doch ziemlich Herr geworden. Der Obstbau
steht wohl in keinem Lande auf einer solchen Höhe wie in Frankreich
wo jährlich für Hunderte von Millionen frisches und konserviertes Obst
und zahlreiche junge Bäume in den Handel kommen. Von den Südftüchten
seien die Zitronen, Orangen, Feigen, Kastanien und besonders die Oliven,
welche das feine, französische Tafelöl (Provenzeröl) in den Welthandel liefern,
erwähnt.
Der Gartenbau, und zwar der Anbau von Gemiisen und Blumen,
wird im ganzen Lande sehr gründlich und mit großer Liebe betrieben.
Er bringt den kleinen Grundbesitzern jährlich viele Millionen Frank ein;
beispielsweise werden im Departement „Seealpen" allein jährlich für drei
Millionen Frank geschnittene Blumen für Bukette verkauft.
An Waldringen ist Frankreich arm: nur 16 Prozent des Bodens sind
mit Wald bedeckt. Wie vernünftig aber die Waldkultur betrieben wird,
zeigen die großartigen Aufforstungen in den Alpen und das eine Beispiel,
daß die Kieferwaldungen, die zwischen den Mündungen des Adour und
der Gironde als Küstenschutz angepflanzt wrrrden, jährlich für dreißig Milli-
onen Frank Terpentin und Harze in den Welthandel liefern.
Die Viehzucht ist in Frankreich Raffenzucht mit Stallfütterung; zur
Massenzucht, wie sie in den Alpenländern betrieben wird, fehlen die großen
Weidegründe. Selbstredend zieht man alle unsere Haustiere. Die groß-
artige Geflügelzucht deckt nicht nur den ungeheuern Bedarf des Landes,
sondern bringt auch Eier, Federn und Tafelgeflügel zur Ausfuhr.
2. Neben dem Landbau ist für die Franzosen die Industrie eine unver-
siegbare Quelle ihres Volksreichtums. Die gewerblichen Betriebe sind über