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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 4

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
4 überfallen, zu Boden geworfen, ihnen die Augen ausgestochen und sie mit den eigenen Waffen totgeschlagen. vorwärts! Die Artillerie zieht nach vorn, um vor Micheroux in Stel- lung zu gehen - wir treten ins Dorf ein. Dasselbe Bild wie gestern in herve. hier ist der Versammlungsort der Brigade, daher kurzes halten. Und schon beginnt der blutige Tanz. vorn, wo die vierten Jäger stehen, knallt's auf einmal aus allen Fenstern. Der Mond hat sich hinter eine Wolkenbank ver- krochen, es ist stockfinster. Darum sieht Man das Feuer aus den Läufen sprühen. Nun ist der Kampf im Gange. Zwei Maschinengewehre richtet man gegen die Häuser ... Rrrrrr Rrrrrr. Die Jäger dringen in die Fenster, holen ein paar Kerle, ein paar Flinten heraus. Da strahlt's aus der Kirche, von allen Fenstern, aus den Nebengassen hinein in die Kolonnen. Ts wird un- heimlich. Ich lasse meinen Zug laden und gebe Befehl, die Fenster der neben uns liegenden Häuser zu beobachten, wo bis jetzt tiefe Nuhe herrscht. Sekun- den sind vergangen, da blitzt es auf uns hernieder, das ganze Dorf wütet gegen unsern Durchzug. Das bringt Siedehitze, Wut. . . Jedes Haus wird ge- stürmt, jeder Keller durchsucht, um die Mordbuben zu finden, wenn es doch Tag wäre! Ts ist, als bräche das jüngste Gericht herein, Kampf gegen un- sichtbare Feinde, Brand, Vernichtung. Schritt um Schritt wird blutig er- stritten. Auch aus dem Bahnhofsgebäude schießen sie. Immer noch Nacht. Das Dorf liegt hinter uns. Jetzt kommt ein anderes Ringen, von irgendwo tobt der Feuerkampf zwischen Netinne und dem Fort Flerou. Die Schlacht setzt ein. Man hört das Summen der Gewehr- kugeln: fuiich, fuiich! Die Maschinengewehre mähen und mähen und da- zwischen das Grollen der Geschütze, wir haben nicht Zeit zu Betrachtungen. Befehl kommt. Infanterie soll vor! Da zieht sich das Bataillon nach Ketinne heran. Die Jäger hinterher. Im Dorfe ballt sich die Truppenmasse. Da hört man schon wieder das Zischen aus den Fenstern und sieht die Feuer- strahlen zucken! hinein in den Soldatentod. Der Major von M. marschiert mit mehreren Offizieren vor seinem Jägerbataillon: Alles mit, Kinder! Und dann fängt er an: „Deutschland über alles!" Alle stimmen ein. In das Sum- men und Knistern und Knattern klingt's wie wogendrang, das Singen un- serer wackeren Jungen! Der Major ist am Fuß verletzt: „wenn ich nur aushalte, bis es an den Gegner geht!" Und so schreitet er weiter. Da konnte unser Oberst sein Regiment in die Feuertaufe führen. Alle herzen schlagen ihm entgegen: „vor- wärts !" vorwärts Schritt für Schritt. An ein Entwickeln von Schützenlinien ist hier nicht zu denken, hier muß jeder wissen: das wollen wir, das tue ich darum! Die Regimenter find längst durcheinander, alle beherrscht ein Wille: Ran an den Feind! Lüttich muß fallen! An einer Dorfecke empfängt uns der General: „Kinder, unsere Kame- raden vorn warten aus uns, kommt, ich führe euch!" Und im Sturm geht's vorwärts. Die Belgier haben zwei Haubitzen auf die Straße geschoben, aus denen unaufhörlich Tod und verderben sprüht ... Die haben sie genommen! Aber wie sieht die Straße von Retinne aus! Zu Haufen lagen sie zusammen, hier einer, dem das Blut aus dem Schädel in langer Lache floß, dort vier,
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