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1. Teil 3a = 7. u. 8. Schulj - S. 350

1912 - Halle a.S. : Schroedel
350 so wenig kann ein guter, gesunder Essig aus chemischer Essigsäure und aus Gewürzessenzen hergestellt werden. Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem einen und andern. Der durch die natürliche Essigsäuregärung entstandene Essig enthält neben der chemisch reinen Essigsäure und den gewürzhaften Bestandteilen des Weines oder des Bieres, aus dem der Essig durch die Bazillen gegoren wurde, noch andre aromatische Bestandteile, welche als Stoffwechselerzeugnisse der Essigsäurebazillen aufzufassen sind, und welche den natürlichen Gärungsessig wohlschmeckend und wohlbekömmlich machen. Auch der Reifungsvorgang der verschiedenen Käsearten ist der Entwickelung der an der Oberfläche der Käse angesiedelten niederen Pilze, unter denen namentlich Spaltpilze auftreten, zuzuschreiben. Noch zu mancherlei anderen wirtschaftlichen Zwecken arbeiten die Bakterien für den Menschen: bei der (technischen) Herstellung man- cher Farbstoffe — Indigo — bei der Loslösung von Pflanzenfasern zu den Zwecken der Textilindustrie — Seide, Hanf — bei der Gärung der Tabak- und Teeblätter, bei der Düngung der Ackererde. Mehr als sich mancher träumen läßt, sind wir Menschen abhängig von den kleinsten Mitbewohnern der Erde. 3. Diesen geradezu nützlichen Spaltpilzen stehen nun allerdings eine große Anzahl solcher Arten gegenüber, welche giftig sind octer welche im Innern des Körpers durch ihre sonstige Lebenstätigkeit krankmachend und tödlich wirken. Entweder in der Art, daß sie — wie die Cholerabazillen — Gift hervorbringen, welches von dem Darmrohr, der inneren Körperfläche, aufgesogen wird, oder daß — wie bei den Pestbazillen — die Spaltpilze selbst in die Gewebe- und in die Blutbahn eindringen und den Körper überschwemmen. 4: Aber selbst von den krankmachenden Spaltpilzen, den eigent- lichen Krankheitsverbreitern, sind viele — vielleicht mehr, als selbst von Fachleuten heute noch angenommen wird — für ihr Leben gar nicht unbedingt auf den menschlichen oder tierischen Körper ange- wiesen, sondern benutzen denselben nur unter dem Zwange der Not- wendigkeit als Wirt, oft genug nicht nur zum Nachteil des letzteren, sondern mehr noch zum eignen Schaden. Ein besonders lehrreiches Beispiel dafür bietet der Milzbrand. Unter den Herden der nomadisierenden Hirtenvölker Sibiriens, in den Niederungen der Wolga und der Donau tritt die Milzbrandkrank- heit nicht selten bei Renntieren, Pferden, Schafen und Rindern als verheerende Seuche auf und fordert sogar Opfer unter den sonst wenig für Milzbrand empfänglichen Menschen. Die Ursache der Krankheit sind Bakterien, die Milzbrandbazillen, deren Lebensbedingungen genau, wohl am besten von allen Spaltpilzen bekannt sind.
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