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1. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 36

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
auf Leben und Tod angeklagt, weil sie die Gefallenen zur Bestattung nicht aufgefischt. Da war Sokrates der einzige, der sich der wtenden Volksversammlung entgegen fr die Unschuldigen erhob. Er allein weigerte den Blutbefehlen der Dreiig den.gehorsam. Denn er frchtete den Tod nicht: niemand wisse, ob der Tod ein bel sei oder ein Gut' dagegen wisse er genau, da Unrechtthun; ein bel sei; es sei also besser zu sterben als Unrecht zu thuu. In dieser Gesinnung handelte er auch, als seine Mit-brger ihn zuletzt vor ihr Gericht luden. Denn die Sophisten haten ihn tdlich; andere verschrieen ihn als einen gott-vergessenen Zauberer; manchen Brgern mochten seine nnab-lssigen Mahnungen und Rgen lstig fallen, obgleich er die feinen Formen attischer Hflichkeit niemals verletzte. Einige der Männer, welche nach der Vertreibung der Dreiig ans Ruder kamen, beschuldigten ihn, er fhre neue Götter ein und verderbe die Jugend. 5. Sokrates verschmhte es, durch Beredsamkeit oder durch Thrnen die Richter zu erweichen. In heiterster Seelen-ruhe, nicht ohne feinen Spott, wies er nach, da die Gegner nicht verstnden, was er gewollt habe. Das delphische Orakel, so erzhlte er, habe aus die Anfrage eines Freundes ihn fr den weisesten aller Menschen erklrt. Um den Sinn dieses Ausspruches zu ergrnden, habe er in zahlreichen Unter-redungen die Staatsmnner, Dichter, Handwerker geprft und herausgefunden, da er nur in einem Punkte alle bertreffe: Ich wei, da ich nichts wei; ihr wit auch nichts, bildet euch aber ein, etwas zu wifsen. Das hlt euch ab, wahres Wissen zu erwerben. Ich habe darum aus jenem Orakel-sprnch die heilige Verpflichtung entnommen, euch von diesem Vorurteil zu befreien und zum Streben nach wahrer Weisheit und Tugend aufzumuntern, wie eine Bremse ein edles, aber schwerflliges Ro." So habe er sie zur Tugend und zum Glck hinleiten, sie schn und gut" machen wollen; und diese Arbeit habe sein eigenes Leben so glcklich gestaltet, wie es wenigen Menschen beschieden sei. Er mchte gar nicht leben ohne diese Prfung an sich und anderen. Mit geringer Mehrheit sprachen die Geschworenen das Schuldig aus. Der Angeklagte hatte das Recht, selbst eine Strafe in Vorschlag zu bringen. Da beantragte Sokrates die hchste Ehre, die Athen seinen Wohlthtern erwies: auf Staatskosten im Rathanse (Prytaneion) gespeist zu werden. Viele Richter erblickten darin eine Verhhnung, und so erfolgte mit groer Mehrheit das Todesurteil. Sokrates nahm es
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