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1. Teil 3b = 9. Schulj - S. 132

1912 - Halle a.S. : Schroedel
132 Dach und Fach brachte; die Innung der Knochenhauer hat Jahrzehnte darüber nachgedacht, hat die berühmtesten Baumeister um ihren Rat ge- fragt, Generationen haben an der Bausumme gespart, und als das Haus im Rohbau fertig stand, sind nochmals Jahre vergangen, ehe jeder Balken- kopf geschnitzt und jede Wandfläche bemalt war. Das Haus sollte Geist und Gemüt erfreuen! Draußen vor den trutzigen Stadtmauern lag all- zuoft der Feind, in den schmalen Gäßchen tobten die Geschlechterkämpfe, Erholungsreisen und Wanderfahrten waren mit mannigfachen Gefahren verbunden, so wurde das Haus zur Welt, die das Leben der meisten Bürger einschloß, zu der Welt, die inan sich recht schön und behaglich einrichten wollte. Bliihende Gewerbe, namentlich die Töpferei und die von dem Bischof Bernward begründete Edelmetallkunst, dann der Handel mit den Bauern des Landes und den Bürgern anderer Städte hatten große Reichtümer nach Hildesheim gebracht, aber der Bürger des Mittel- alters sammelte seine Reichtümer nicht in Banknoten und Kapitalien an, sondern kaufte geschnitztes Hausgestühl, kunstvoll gewebte Tuche und Tep- piche, einen Schatz von Leinen, Silbergeräten, getriebenen Leuchtern und wohlgeformten Töpfen. So entsprach die innere Einrichtung der Häuser auch ihrer stolzen Außenseite. 3. Wenn man jetzt in eins der alten Häuser tritt, so erschrickt man über die kunstlose Einrichtung. Wir müssen noch viel lernen, ehe wir uns so geschmackvoll einzurichten verstehen wie die wohlhabenden Biirger des kunst- sinnigen Mittelalters. Wir sind indes auf dem besten Wege. Allerorten regt sich neues, verheißungsvolles Leben in der Baukunst, der Möbel- tischlerei, der Teppichweberei, den keramischen Gewerben, und gerade in Hildesheim haben fast alle diese Bestrebungen einen fruchtbaren Boden ^gefunden. Davon zeugen die Arbeiten der dortigen Kunstwerkstätten, die Ausstellungen Hildesheimer Kaufleute, und so manches neuerbaute Haus, das sowohl in seiner äußeren Gestalt wie in seiner innern Einrichtung einen wohlentwickelten Geschmack bekundet. Die Zahl der mittelalterlichen Häuser Hildesheims beträgt an fünf- hundert. Darunter befindet sich das Rathaus mit großen Wand- und Deckengemälden, der Dom mit weltberühmten Kunstschätzen, und noch so manche andere Kirche mit dämmerigem Licht und reichen farbigen Er- innerungen. In der Andreaskirche verkündete Dr. Bugenhagen, ein Freund Luthers, nach heftigen, von der Bürgerschaft siegreich geführten Kämpfen die neue Lehre. In den bronzenen Domtüren und den 28 Bildern seiner Christussäule aber hatte schon früher Bischof Bernward, ein Priester und Künstler zugleich, dem des Lesens unkundigen Volke eine Bilderbibel in Erz geschaffen. 4. Will man nun die Schönheit Alt-Hildesheims ganz genießen, so muß man abends, wenn die Bäume rauschen und der Brunnen plätschert,
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