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1. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 523

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
China, im Mittelpunkt des größten Teedistriktes und hat wohl mit den es umlagernden Städten eine Bevölkerung von weit über eine Million. Als ich im Mai 1894 meine Reise von Schanghai den gewaltigen Strom auswärts unternahm, waren meine Mitpassagiere durchweg nach Hankau gebucht. Die Warenballen, welche ans den Docks in Schanghai verladen wurden, gingen nach Hankau, alles sprach nur von Hankau. Was Schanghai für das ganze chinesische Reich ist, das ist Hankau für das Innere desselben. Schanghai liegt am Ende, Hankau am Anfang des Dampferverkehrs ans dem chinesischen Riesenstrom. An den Ufern der mächtigen gelben, trüben Wasserfläche des Jangtsekiang liegt ein lang- gestreckter Park mit hohen Bäumen, zwischen deren Kronen ein paar größere Häuser hervorlugen. Das ist die europäische „Konzession", die Residenz der Handvoll Europäer, welche Hankau zu dem gemacht haben, was es heute ist, zur Metropole des Teehandels. Hundert Kaukasier haben hingereicht, den Handel von Hunderttausenden Quadratkilometern Landes mit vielen Millionen Einwohnern zum großen Teile hierher zu locken. In den Häusern des schönen Parks am Jangtsekiang ist der Sitz dieses so ausgebreiteten Geschäftsverkehrs im Innern von China, und nach dieser Handvoll europäischer Erde im Herzen von China werden die un- gezählten Tonnen Tee aus dem Stromgebiet des Jangtsekiang zusammen- geschleppt. Sie kommen auf den Rücken von chinesischen Lastträgern, auf Maultieren, auf grotesken Dschunken und Booten und ans großen europäischen Dampfern. — Hierhin reisen im Frühjahr die Teehändler und Teekoster von Europa, von Singapore und Schanghai; täglich kommen Dampfer an, täglich lichten andere ihre Anker für ferne Ziele. Während weniger Wochen in jedem Frühjahr herrscht in Hankau fieberhafte Tätig- keit. Europäische Handelsherren und ihre Agenten, Koster und Speku- lanten, chinesische Geschäftsleiter, Geldzühler, Kommis und Lastträger arbeiten dann von früher Morgendämmerung bis in die Nacht hinein. Die viernndzwanzig Stunden des Tages sind ihnen nicht hinreichend. Da wird gekauft und ansgepackt, gekostet, gemischt und eingepackt, bezahlt und verladen —- alles nur Tee. Und kaum sind die Schifisbänche voll von ungezählten Kisten, so werden die Anker gelichtet. — Das geht so, wie gesagt, während einiger Wochen im Jahre — etwa von Anfang Mai bis Anfang Juni. Dann wird es wieder still in Hankau. Warum diese Eile? Warum diese angespannte Tätigkeit während so kurzer Zeit? — Die wichtigste Teeernte des Jahres trifft eben dann ein, und die einzelnen europäischen Teehäuser trachten natürlicherweise, die besten Sorten zu den niedrigsten Preisen zu ergattern. Dazu muß aber jede Kiste, jeder Sack geprüft werden, und diese Prüfung ist die wichtigste Sache des ganzen Teehandels, denn von dem Urteil des Prüfers hängen mitunter Summen von mehreren Tausenden Pfund Sterling ab. Tausende von Kisten werden der Reihe nach von flinken Lastträgern geöffnet, der
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