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1. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 391

1911 - : Crüwell
391 heit wieder aus Italien heimgekehrt. Da nahm Frau Mathilde ihre Enkelkinder Otto, Mathilde und Heinrich und eilte mit ihnen dem geliebten Sohne entgegen. In Cöln am Rhein trafen sie zusammen. Auch die Königin Gerburge hatte aus Frankreich sich eingestellt. Fast die ganze Familie war hier aus drei Geschlechtern beisammen. Als die greise Mutter also glücklich noch einmal inmitten der Ihrigen saß, trat ein alter Erzbischof zu ihnen ins Gemach und segnete die Königin, wie weiland Simeon die Maria gesegnet hat: „Freue Dich, die Gott mit solchen Gaben geehrt! Nun bekommst Du Deiner Kinder Kinder zu sehen!" Und ihr Herz war dankbar und froh. Danach zog sie mit ihrem großen Sohne gen Nordhausen und empfahl ihm aufs angelegentlichste das Frauenkloster, das sie da- selbst gestiftet, weil sie in dieser Stadt ihren Kindern Heinrich und Gerburge das Leben gegeben hatte. Am letzten Morgen ihres Zu- sammenseins hörten sie gemeinsam die Messe. Dann traten sie vor die Tür des Gotteshauses und gaben sich mit vielen Küssen und Tränen den Abschied. Leuchtenden Blickes schaute die Königin dem zum Pferde schreitenden Sohne nach. Dann kehrte sie in die Kirche zurück und küßte weinend die Steine, auf denen Herr Otto noch eben gestanden. Als die Diener solches dem Kaiser hinterbrachten, kehrte er flugs noch einmal zurück, kniete neben der Königin nieder und sagte in tiefer Bewegung: „O Mutter, wie können wir diese Tränen Euch jemals vergelten!" Sie aber umarmte ihn nochmals und entließ ihn alsdann mit den Worten: „Nun gehet in Christi Frieden! Unser Antlitz werdet Ihr am sterblichen Leibe nie wieder schauen." Da ging der Kaiser seufzend davon. Am 14. März, an einem Sonnabend, nahte ihr Stündlein. Mit vielen ernsten und herzlichen Worten vermahnte sie alle noch einmal zu Gottesfurcht und heiligem Wandel, insonderheit aber ihre Enkelin Mathilde, die nun schon zur Äbtissin von Quedlinburg er- nannt war. Dann stärkte sich die Königin durch eine feierliche Messe und das heilige Mahl. Zuletzt ließ sie eine härene Decke auf den Fußboden breiten und sich selber darauf legen, denn einem Christen gezieme, in Staub und Asche zu sterben. Während sie noch mit zitternden Händen das Kreuz schlug, ist sie still entschlummert. In der Kirche des heiligen Servatius ruht ihr müder Leib au der Seite ihres Gatten. Zahllos sind die Segensspuren, welche die Königin Mathilde hinterlassen hat. Nicht allein ihre Klöster und Stifte reden von ihr. Daß ein frommer, liebestätiger Sinn der schönste Schmuck eines Weibes ist, haben die Deutschen von ihr gelernt. Daß auch die Frauen und Jungfrauen mehr und mehr in allerlei Kunst unter-
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