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1. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 481

1911 - : Crüwell
■ — 481 — Die Besatzung, die kaum noch aus 800 Mann bestand, eilte im Laufschritt aus ihre Bastionen. Die wehrfähige Bürgerschaft, etwa 3000 Mann, bewaffnete sich und rannte von allen Seiten her mit Windlichtern und Fackeln nach ihren Lärmplätzen, jeder zu seiner Zunft und Abteilung. Der tapfere Stadtkommandant ließ im Nu die Kanonen auf die Wälle fahren. Und so war denn die friedliche Septembernacht von laufenden, rufenden Bewaffneten, von hin und her springenden berittenen Boten, von rasselnden Kanonen in einem Augenblick unheimlich verwandelt. Ganz Stratzburg war lebendig. Auch die Ratsherren eilten aus allen Richtungen, und nicht so behaglich und würdevoll wie sonst, auf die Pfalz. Es wimmelte draußen von Franzosen, an die 35 000 Mann. Das Sturmläuten vom St. Wilhelm bis St. Niklaus dauerte immer noch fort; man hoffte die Bauern der Umgegend herbeizurufen als Verstärkung der schwachen Besatzung. Viele Familien flohen auch in die Stadt und brachten die Nachricht mit, daß von allen Seiten eine große fran- zösische Armee Straßburg umzingle. Der Rat behielt aber durch- aus den Kopf oben; eine Ehrenwache von 60 Bürgern wurde vor dem Rathaus aufgestellt, um jedem Auslaus vorzubeugen. Depeschen wurden abgesandt an Se. Majestät den Kaiser, an einen erlauchten Reichstag und an den Herrn Markgrafen von Ba- den-Durlach. Darin wurde gemeldet, daß eine starke Armee des Gene- rals von Montclar in nachtschlafender Zeit die Stadt überfallen, die Zollschanze nebst Rheinbrücke besetzt habe mit offenkundiger Absicht, der altehrwürdigen Freiheit ein gewaltsames Ende zu bereiten. Bald darauf schollen die Hufschlüge von fünf Reitern durch die Mond- nacht. Da sie die Hauptstraßen besetzt wußten, so bogen sie unmittel- bar vor den: Metzgertor links auf einen Feldweg ab; das gespannte Pistol in der Rechten, sausten sie bei hellem Mondlicht wie die wilde Jagd übers Feld, um die Depeschen über den Rhein zu bringen. Bei Tagesanbruch ritt Herr Stadtsekretarius Güntzer, von einem Trommler begleitet, vors Tor; hier wurde er von den französischen Vorposten angehalten und nach Älkirch geführt, wo sich General Montclar befand. Es war kein angenehmer Empfang. Se. Exzellenz der General erklärte kalt und rauh, er fei als Gebieter da, nicht als Unterhändler. ^ „Eure Stadt gehört nach den letzten Friedensverträgen zu Frankreich; wenn wir bis jetzt Straßburg nicht besetzt haben, so geschah das nur deshalb, weil wir keine Zeit hatten. Wir machen also nur von unserm Rechte Gebrauch. Erkennen aber die Herren in Straßburg dies Recht nicht an, so habe ich hier bei nur 35000 Mann und werde den Herren Räten mit Pulver und Blei unser Lesebuch für Mittelschulen. Band 3 8. 31
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