1910 -
Dortmund
: Crüwell
- Autor: Herold, Heinrich, Wolffgarten, Hilar, Herold, Theodor, Reinke, Stephan
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Winterthur ging der Slug nach Zrauenfeld, über Uorschach nach Bre-
genz, bei Lindau vorbei wieder heim. Und unten immer Staunen
und Jubel und tosendes Grüßen. Es ist ein großes Herzklopfen. Und
man hat ihnen eine Hoffnung erfüllt, weil sie einen Siegeszug sehen
konnten.
148. Die Lawinenstürze im Algäuer Hochgebirge.
er Frühling pflegt in den Hochtälern des bayrischen Algäus
manchmal auf eine eigentümliche Weise seinen Einzug zu hal-
ten. Hat ein Sterblicher je eine klare Vorstellung von dem allen,
was der Lenz im Hochgebirge zu leisten hat, z. B. von den Millio-
nen und Millionen von Zentnern Schnee und Eis, die er fix und
prompt wegschaffen muß? Kein Mensch kann sich dies auch nur
denken. Denn noch nie hat der Fuß eines Erdensohnes zur strengen
Winterzeit die höchsten Regionen dort betreten. Jene Hütten und
Sennereien, wo der Tourist im Sommer, mit dem langen Bergstock
in der Hand, keuchend gern seinen Napf voll kühler Milch leert -
im Winter liegen sie tief begraben unter dichtem Schneemantel!
Aber welches Leben, wenn endlich der Frühling in die Berge
zieht! Wenn jetzt all die Felsen und Terrassen, all die Abstürze
und Berghalden anfangen zu tropfen; wenn gewaltige Schneelehnen
und ungeheure Schneefelder auf einmal beim warmen Hauch des
Frühlings sich lösen, um hinabzustürzen in die Täler! Welch ein
Donner dort oben in den Bergen, dröhnend und krachend wie fernes
Geschützfeuer! Es ist die Lawine, die fürchterliche Tochter des
Hochgebirges.
Im Algäuer Hochgebirge sind es vornehmlich zwei Täler,
welche fast alle Frühlinge von Lawinen heimgesucht werden — das
Spielmannsautal und das Birgsautal. Im ersteren ist es die
Grundlawine und im letzteren die Staublawine, welche schon oft
furchtbare Zerstörungen angerichtet haben. Die Grundlawinen im
Spielmannsautale entstehen im Frühlinge bei erhöhter Temperatur.
Die anhaltende Sonnenwärme löst große Schneefelder von vielen
tausend Quadratmetern auf, unterwühlt sie teilweise, zieht Wasser-
rinnen durch sie und erweicht ihre Unterlage so, daß bei geringer
Veranlassung oft ganze Strecken gleichzeitig ins Rutschen kommen.
Die tieferen Schneefelder hängen sich an und lösen sich leicht vorn
erweichten, schwellenden Boden. Alles ballt sich zusammen, reißt
überall neue Schneefelder mit, nimmt Erde, Schutt, Steine, Felsen
fort und donnert stromartig in ungeheuern Massen über die Fels-
Von Alois Schmid.