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1. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 289

1910 - Dortmund : Crüwell
289 gerade die Sonntagsglocken entgegen, als wir in Straßburg einziehen. Schon auf den ersten Blick treten uns Charakter- züge entgegen, welche die widersprechenden Verhältnisse im Bilde der Stadt kennzeichnen. Überall auf den meisten Häu- sern begegnen uns französische Überschriften, aber auf allen Bläßen und Straßen tönt uns deutsche Mundart entgegen. Neben den meist echt deutschen Gesiditszügen der Bewohner treffen wir hie und da ein Gesicht von unverkennbar franzö- sischer Art, und zwischen die hübschen elsässischen Landes- trachten, zwischen die bändergeschmückten Schmetterlingshäub- chen der Bäuerinnen mischt sich häufig der Anzug nach Pariser Schnitt bei den Herren und Damen der Stadt. Sobald wir da- gegen in die Häuser eintreten, namentlich wo die geringere Bevölkerung verkehrt, heimeln uns deutsche Sitten und deut- sche Mundart an, aber die Spuren der früheren Franzosenzeit sind doch noch immer deutlich zu finden. Keiner, der Straßburg besucht, unterläßt es, den Riesen- turm des Münsters zu besteigen. Zwischen den reich geglie- derten Säulen und steinernen Zierarten des Turmes steigen wir empor. Der schwindelnde Blick gleitet über das Dächer- meer, über Gärten und Vorstädte hinweg zu dem aufblitzenden Spiegel des Rheines und über einen großen Teil der Ober- rheinischen Tiefebene bis zu dem fernen Rande des Schwarz- waldes und der Vogesen. Von Straßburg führt uns die Bahn nach Colmar und von hier landeinwärts ins Gebirge. In der Ebene und an den untersten Geländen des Berglandes werden die Reben an ho- hen Pfählen emporgeleitet. So wetteifern sie mit dem Hopfen, dessen ergiebige Plantagen hier allerwärts das Land bedecken. Rings in den Weinbergen stehen zerstreut Pfirsichbäume, und daneben liegen Äcker mit üppigem Tabak oder hoch und mastig aufschießendem Mais. Dunkle, hohe Wälder umziehen die Berge, über deren grünem Mantel die höchsten Kämme unbeholzt hervorschauen. Finstere Nadelwälder umschatten bald unsern Pfad, moosum- sponnene Granitblöcke ragen über das Gestrüpp hinaus, und lange Flechtenbärte hangen von allen Ästen. Bald erreichen wir die Paßhöhe, die Wasserscheide zwischen Rhein und Mosel und zugleich die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Wider Erwarten war kein Zollwächter oder Gendarm hier wie dort zu sehen, und ohne Prüfung des Passes gingen wir mehr- fach hin- und herüber; aber draußen in den Wäldern begeg- Lesebuch für Mittelschulen. Band 3 A. 19
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