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1. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 534

1910 - Dortmund : Crüwell
534 Da ist die Kote, die wird aus alter Gewohnheit erst abge- sucht. Aber nur deswegen, denn im Mai, da mag Goldhals keine trockene Wursthaut und harte Käserinde. Halt, da ist ja schon jemand! Goldhals macht von der Pritsche aus einen langen Hals. Ach so, Sie sind es! Ein kleines graues Geschöpf sitzt dort und knabbert an einem Brotrest, den es in den Pfötchen hält. Schon hat der Marder es am Nacken. Einmal noch quietscht der Bilch und zuckt mit der buschigen Rute, dann läßt er alle viere hangen. Ein bißchen wenig daran, denkt Goldhals, als er den armen Siebenschläfer verspeist; im Oktober sind sie fetter. Drei Viertel davon läßt er auf dem Tische liegen, dann verschwindet er in dem Pflanzgarten. Dort ist nichts, nicht einmal eine Maus, nur eine Kröte, die ihn mit entzündeten Augen boshaft ansieht. Goldhals schüttelt sich vor Ekel und huscht weiter, den Holzweg entlang, den Hang herab, an dem Born vorbei, in dessen Becken die Unken läuten, in den Schälwald hinein und hinaus, bis an den Bach. Dort gibt es immer etwas: junge Wasseramseln oder Berg- bachstelzen, einmal sogar sechs junge Eisvögel auf einmal, fett wie Schnecken; ein andermal erwischte er eine zweipfündige Forelle, die nach einem Maikäfer aufging, auch fette Reitmäuse lebten dort, und wintertags gab es dort Schlehen und Hagebutten. Heute gab es gar nichts als Unannehmlichkeiten. Der Waldkauz wurde unverschämt. Er hatte seine drei quappenfetten flüggen Jungen in der Eiche sitzen und stieß in einemfort knappend und fauchend nach ihm, bis er geärgert in den Wald zurückkehrte. Gibt es unten nichts, gibt es oben vielleicht etwas, dachte Goldhals und huschte an einer Eiche empor. Dort saßen drei Eichkatzenkobel. Im ersten war nichts, im zweiten dasselbe und im dritten ebenso viel. Wenn es so bleibt, dachte Goldhals, dann kann ich Maikäfer fangen, und wütend holzte er von ei- ner Eiche zur andern. Halt, da riecht’s ja nach Specht! Hinein mit der Nase in das Loch. Autsch, da hat er eins darauf. Mutter Spechten versteht keinen Spaß. Als er sich verdutzt die Nase reibt, saust sie an ihm vorbei. Hops! Jawohl, das ging da- neben. Aber die Jungen! Ach ja, der Specht ist auch nicht so dumm, er macht das Loch nicht so groß, daß ein Marder hinein kann. „Wenn nicht, dann nicht,“ faucht er und holzt weiter. Sitzt da nicht ein Taubennest? Ja, da sitzt ein Taubennest! Taubeneier schmecken fein, junge Tauben noch viel feiner; natür- lich nur, wenn man sie hat. Das ist diesmal nicht der Fall. Klapp, klapp, da geht die Taube ab. „Na, dann ein andermal!“
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