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1. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 548

1910 - Dortmund : Crüwell
548 schieden von hellgrau bis dunkelbraun und schwarz. Durch diese dunkle Grundfarbe aber leuchtet es mit rotem Schimmer, als ob das höllische Gift durch die Haut hindurchglühe. Die Kreuzotter zieht dieses Oberkleid im Sommer alle 4 bis 5 Wochen aus und bekommt dafür ein neues. Nun ist ein solcher Kleiderwechsel, in der Schlangensprache Häutung genannt, für die Kreuzotter nicht eine so annehmliche und bequeme Sache, als wenn meine jungen Freunde am Sonntagmorgen ihre Werkeltags- kleider in den Schrank hängen und dafür in den hübschen Feier- tagsrock schlüpfen, den ihnen die fürsorgliche Mutter vielleicht schon auf den Stuhl vorm Bett fertig hingelegt hat. Für die Schlangen ist die Sache nicht selten ein lebensgefährliches Ding, auf das sie sich durch mehrtägiges Hungern und Fasten vor- bereiten. Die überflüssige Haut löst sich an der Nasenspitze und wird durch Reiben zwischen Gestein und Wurzelgewirr über den Kopf und den Leib hinweggestülpt. Die Kreuzotter zieht sich somit in eigentlichster Bedeutung des Wortes selbst das Fell über die Ohren. Wenn die Dämmerung sich auf Wald und Heide senkt und die Tiere ihre Schlafstätten aufsuchen, beginnt die Kreuzotter ihre Jagd. Am liebsten frißt sie Mäuse. Selbst in Gefangenschaft, wo sie sonst nichts fressen will, beginnen ihre Blicke vor wilder Mordgier zu funkeln, sobald sie eine Maus erschaut. Das Ver- schlingen der Beute ist ein widerwärtiger Anblick. Die Schlange faßt das getötete Tier an der Kopfspitze und läßt dann eine reichliche Menge Speichel aus dem Rachen fließen. Das Ver- schlucken eines einzigen Tierchens dauert mitunter tagelang. Der Hals, der kaum fingerdick ist, vermag sich so weit zu dehnen, daß selbst Tiere von der doppelten Dicke der Schlange hindurch- gehen. Wenn die Schlange gesättigt ist, liegt sie träge in irgend- einer dunklen Höhle und pflegt der Verdauung. Durch die Ver- tilgung vieler Mäuse bringt die Kreuzotter allerdings einigen Nutzen, aber ihr gefährliches Gift macht sie zu einem sehr schäd- lichen Tiere. Der Giftstoff, eine gelbliche, wasserhelle Flüssigkeit, wird in zwei hinter den Augen liegenden Drüsen bereitet. Von dort führt je ein Röhrchen zu dem Giftzahn. Die beiden Giftzähne sind dünn und hohl, dabei spitz wie Glassplitter. Sie richten sich beim Offnen des Maules von selbst auf und ziehen sich, wenn die Otter das Maul wieder schließt, in eine fleischige Scheide zurück. Das ausströmende Gift wirkt auf kleine Tiere unbedingt
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