1910 -
Dortmund
: Crüwell
- Autor: Herold, Heinrich, Wolffgarten, Hilar, Herold, Theodor, Reinke, Stephan
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zwar so viel wie nur möglich. So schädlich der Branntwein sonst
ist, in diesem Fall ist er das beste und sicherste Mittel, dem
Menschen das Leben zu retten. Auch der reichlichste Brannt-
weingenuß bringt nachher keine unangenehmen Folgen.
Von Hermann Löns.
Tn dem einen meiner Aquarien hatte sich eine scheußliche
braune Alge angesiedelt, gegen welche die Schnecken als
Fensterputzer nicht einarbeiten konnten. So mußte ich schon,
der Xot gehorchend, dem Fisch- und Schneckenvolk kündi-
gen, Sand und Pflanzen herausnehmen und mit Geduld, Luffa
und Essig die braune Schicht abschrubben. Als ich damit
zu Ende war und das Glas so durchsichtig war, wie ein
Glas nur sein kann, ßel es mir hin und zerbarst in drei Teile.
Da tat ich Sand, Pflanzen, Fische und Schnecken in
einen anderthalb Fuß breiten flachen Zinkbottich und grub
diesen im Garten zwischen Tuffstemen und Farnen ein und
wurde auf diese Weise Teichwirt.
Ich fand bald heraus, daß meine Privatlandschaft durch
die Wasserfläche bedeutend gewonnen hatte. Vom Veranda-
fenster aus sah ich den Spielen der beiden Zwergwelse zu, be-
obachtete die Wasserwanzen, die sich angesiedelt hatten, ohne
daß ich ihnen von dem Dasein des Teiches Nachricht gegeben
hätte, freute mich, wenn die Rotschwänzchen und Buchßnken
zum Trinken kamen, und ärgerte mich, wenn eine unverschämte
Schwarzdrossel dort ein Bad nahm, denn sie ging mit dem
Wasser so verschwenderisch um, als bezahlte sie das Wasser-
geld, und ich war jedesmal hinterher gezwungen, den geringen
Pegelstand durch ein halbes Maß Wasser höher zu bringen.
Bedeutend größer aber war mein Ärger, als ich eines
Tages die Häupter meiner Lieben, der Zwergwelse, zählte, was
zie7nlich leicht war, da ich nur zwei hatte, und fand, daß ihre
Anzahl auf die Hälfte zurückgegangen war. Zuerst glaubte
ich, ein Fischreiher oder eine Fischotter hätte nächtlicher- und
unrechtmäßigerweise dort geräubert; doch eines Abends sah
ich eine Katze am Strande meines Teiches sitzen und mit
einem furchtbaren Prankenhieb den verwitweten Wels auf das
Ufer schleudern. Ich warf ihr zwar meine Pfeife an den
Kopf und hatte dadurch den Anblick eines selbstgemachten