1910 -
Dortmund
: Crüwell
- Autor: Herold, Heinrich, Wolffgarten, Hilar, Herold, Theodor, Reinke, Stephan
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Geschlecht (WdK): Jungen
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neu Kennzeichen der Giftigkeit der Pilze sind samt und sonders un-
zuverlässig.
Man muß die Pilze an ihren eigentümlichen Merkmalen un-
terscheiden lernen, wenn man sich nicht der größten Gefahr aussetzen
will; Kenntnis ist das beste Mittel. Deshalb beschränke man vor-
erst den Pilzgenuß auf enge Grenzen und wähle aus der großen
Masse nur die leicht bestimmbaren heraus.
3. Wie man Pilze sammelt.
Man sammelt die Pilze am besten im Spätsommer und Herbst,
einige auch im Frühjahr, wie es eben die Wachstumszeit mit sich
bringt. Im Walddickicht oder ans modrig riechendem Boden suche
man keine Pilze. Am besten sind junge Pilze, die in Nadelwäldern
auf sandigem, mit niedrigem Moos überzogenem Boden oder auf
Wiesen und Triften stehen. Übelriechende oder durch Maden ganz
zerfressene sowie durch anhaltenden Regen erweichte sind auf jeder:
Fall schädlich. Man lasse die eingesammelten Exemplare nicht etwa
bis zum nächsten Tage ungereinigt stehen, sondern putze sie unver-
züglich beim Nachhausekommen.
Der Pilzkenner lernt die bevorzugten Plätze der Pilze rasch
kennen. Er weiß, daß sie an den Südseiten der Berge, wo Wärme
und Feuchtigkeit vorherrschen, häufiger zu finden sind als an andern
Stellen, wo das Faulen von Holz und Laub den Boden nicht be-
fähigt für das Gedeihen guter Pilze. Man findet den Eierpilz ans
kahlen, aber schattigen Waldplätzen, aber auch in dichtem Heidekraut.
Man sucht den Steinpilz in lichten, aber grasigen Laubwäldern,
besonders in Eichenwaldungen; im Nadelholz ist er weniger zu fin-
den. Die Standorte des Champignons entdeckt das geübte Auge
des Pilzsuchers sowohl im Laubwald als auch in den Parkanlagen,
auf Wiesen, Triften und Waldrändern. Vorzügliche Ernte in Cham-
pignons gibt es auf Triften, wo Pferde und Kühe geweidet haben-
Zum Sammeln selbst ist ein Beutel oder Sack keineswegs
empfehlenswert, weil darin die Pilze zu sehr gedrückt werden. Viel
besser eignet sich ein Korb oder ein fester sogenannter Pilzkoffer aus
Pappe zur Aufnahme der gesammelten Exemplare; auch lege man
die Pilze mit dem Stiel nach oben.
Nachdem nun die sorgsam gesammelten Pilze der Küche zuge-
führt sind, richte man sie baldigst an, damit keine Zersetzungen
eintreten können. Alle alten, wässerigen und fauligen Exemplare
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