1914 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Nückell, K., Porger, Gustav, Wolff, Karl
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Knabenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
kleinerer, aber reiner Brillant erzielt werden kann, muß dem Reiben und
Schleifen noch eine besondere Behandlung vorausgehen, nämlich ein Teilen
des Steins oder ein Entfernen störender Ecken usw. Das geschieht ent-
weder durch Spalten oder durch Sägen, je nachdem ob in der Richtung
der Wuchsfläche oder gegen sie. Zum Spalten wird der Diamant ein-
gekittet und mit der scharfen Kante eines andern eingekerbt in der er-
forderlichen Richtung; auf die Kerbe wird die Schneide eines stumpfen
Messers aufgesetzt, und diese sprengt mittels kurzen leichten Schlags den
Stein genau in gewünschter Weise. Das Sägen hingegen geschieht maschinell:
von einer Hebevorrichtung, deren Druck an einem verstellbaren Gewicht
nach Bedarf reguliert werden kann, wird der eingekittete Diamant gegen
eine mit 1800 bis 2000 Umdrehungen rotierende dünne Bronzescheibe ge-
halten, welche an ihrer Schürfe durch aufgetragenen Diamantstaub zum
Schneiden der Diamanten befähigt wird; dieses Schneiden dauert meist
1—2 Tage, so daß ein Arbeiter eine ganze Reihe von Sägen beauf-
sichtigen kann.
Bei der Verarbeitung der Diamanten ergibt sich durchschnittlich ein
Verlust von 55 bis 65 Proz. vom Gewicht des rohen Steins. Die ab-
gespaltenen Teile lassen sich event, noch zu kleinen Brillanten, sog. Kappen,
schleifen, und der abgeriebene Staub wird als Schleifmittel benutzt; dagegen
geht das, was beim eigentlichen Schleifen dem Stein genommen wird, völlig
verloren. Im Rohdiamantenhandel wird dieser Arbeitsverlust im Preise
nicht berücksichtigt, sondern die Ware nach ihrem ursprünglichen Gewicht
gekauft; ein weiterer Anlaß dazu, jeden Stein beim Schleifen möglichst
vorteilhaft auszunutzen.
Bei weitem die meisten oder sogar fast alle Diamanten werden in
der Schmuckwaren-Jndnstrie benutzt, im Auslande selbst noch solche von
recht geringer (dunkler) Farbe. Industriellen Zwecken (Bohrer, Glaser-
diamanten, Zieheisen usw.) dienen eigentlich nur die schwarzen Diamanten
(sog. Carhon) und der ganz harte Boort.
Die in Dentsch-Südwestafrika gefundenen Steine lassen sich gut
verarbeiten; sie sind teilweise zwar etwas härter als die ans den süd-
afrikanischen Minen, aber doch angenehm zu schleifen und zeichnen sich
durch ein hervorragendes Feuer aus. Bekanntlich nimmt man als sicher
an, daß ihr Mutterboden Allnvialgebiet ist, von welchem nach dem Aus-
trocknen eines ehemaligen Stromlauses die Wüstenwinde im Laufe der
Zeit die oberen spezifisch leichteren Sandschichten entfernt haben, wobei
die Diamanten auf der Oberfläche bzw. geringer Tiefe liegen blieben.
Ihr Vertrieb erfolgt heute in großen Zügen dargestellt so: Die
einzelnen Schürfer (Diamautengesellschasten) müssen ihre Funde sämtlich
an das Zollamt in Lüderitzbucht abliefern, in versiegelten Päckchen mit
Namen, Gewicht usw. Diese gehen an die unter Aufsicht des Reichskolonial-
amts stehende Deutsche Diamanten-Regie in Berlin, wo sie geöffnet, sortiert