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1. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 560

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
560 was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hatten, etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten dafür Speck, gedörrtes Fleisch und sonstiges Gerät hinein, andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als Hütten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verdorbenen Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Banke verbrannten sie, da doch viele Klafter dürres Holz im Hofe lagen. Häfen und Schüsseln mußten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Darauf fing man an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedrucken rrach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich ans Herdfeuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, das ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn dadurch also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich's nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihin verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, der von Gold, Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen. Mitten in diesem Elend wendete ich den Bratspieß und half nach- mittags die Pferde tränken, durch welches Mittel ich zu unserer Magd in den Stall kam, die jämmerlich aussah. Ich erkannte sie nicht, sie aber sprach zu mir mit schwacher Stimme: „O Bube, lauf weg, sonst werden dich die Reiter mitnehmen! Such, daß du davonkommst! Du siehst ja wohl, wie übel es hier steht!" Daraus sank sie wie tot zurück.
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