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1. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 71

1910 - Halle a.S. : Schroedel
71 Kreise hinausgetragen werden sollten. Was sie in Herford selbst genossen, wessen sie sich jetzt als einer großen Wohltat bewußt war, das wollte sie auch andern und zwar recht vielen zuteil werden lassen. 2. Vor allem war das Kloster zu Quedlinburg ihr lieb; hier hat sie als Witwe die meisten ihrer Tage verbracht. War es doch diejenige Stiftung, die sie noch mit ihrem Gemahl besprochen und beschlossen hatte; war es doch der Ort, an dem die sterblichen Überreste ihres Gemahls nach dessen letztwilliger Verordnung begraben lagen. Auf lange Zeit hinaus hat diese Stiftung Mathildens, die von ihr reich begabt wurde, und für die sie beständig liebevolle Sorge trug, reichen Segen gestiftet. Wie dem Wunsche der Stifterin entsprechend die Pflege der Wissenschaften zu Quedlinburg geübt worden ist, dafür legt der Ruhm Zeugnis ab, den dieses Kloster namentlich unter der Leitung der Äbtissin Mathilde, der Enkeltochter der Stifterin, genoß. Manch edles Fräulein war damals zu Quedlinburg erzogen, und nicht selten war es, daß selbst Knaben den Nonnen zum ersten Unterrichte anvertraut wurden. 3. Nicht minder trug die königliche Witwe Sorge dafür, daß auch in den übrigen von ihr gestifteten und reich begabten Klöstern wissen- schaftlicher Geist streng erhalten blieb. Wenn sie im Kloster zu Nord- hausen einkehrte, so war ihr erster Gang nach der Klosterschule, wo sie sich selbst überzeugen wollte von den Fortschritten, welche die Schüle- rinnen gemacht hatten. Hier waltete als Äbtissin ihre frühere treue Dienerin Nichburga, von der erzählt wird, daß sie die Königin auf ihren Reisen begleiten und ihr aus dem Psalter oder einem andern geistlichen Buche vorlesen mußte. Auch hatte Nichburga auf solchen Reisen die Verpflichtung, armen Wandrern, an denen man vorüberkam, ein Geschenk zu reichen. Hatte aber der Schlaf sich auf Richburgas Augen gesenkt, oder hatte sie, ins Lesen vertieft, einen Wandrer unbeschenkt vorübergehen lassen, so ließ die Königin, wenn sie es bemerkte, den Wagen anhalten, rief den Armen heran und beschenkte ihn. 4. Die reichen Geschenke, welche die königliche Witwe Kirchen und Klöstern, vor allem ihren eignen Stiftungen, nicht minder aber auch allen, die ihr sich bittend nahten, zufließen ließ, erregten endlich den Unmut ihrer Söhne Otto und Heinrich. Diese meinten, selbst die reichen Einkünfte ihres Wittums dürften bei solcher Freigebigkeit nicht lange ausreichen. Za, es wird sogar erzählt, man habe die Königin in Verdacht gehabt, daß sie königliches Gut heimlich an sich behalten habe, und König Otto habe daher solches Gut zurückgefordert und ihren Boten auf den Gängen zu den Armen auflauern lassen. Tief gekränkt zog sich die Mutter nach ihrer Heimat Westfalen zurück, lebte dort im Kreise ihrer Verwandten auch ferner den Werken des Wohltuns und ließ ihre Fürsorge und Hilfe nament- lich dem Kloster Engern zuteil werden.
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