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1. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 25

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
I. Aus der Heimat. 9, st auf dem Gute Mangel nn Knechten war; sie erhielten 12 bis 15 Mark Lohn. Die Knechte und Mägde dienten nicht alle auf dem Hofe, sondern die aller- meisten wurden den Bauern zugeteilt. Die Knechte aber zogen den Dienst auf dem Hofe vor, weil er sie vom Soldatendienste befreite. Von jeden 3l/2 „Pflügen" des Gutes wurde nämlich ein Soldat gestellt. Wenn der Großknecht einige Jahre gedient hatte und kein Mangel an jungen Leuten im Gute war, so wurde er durch die Gnade feines Herrn Inste; er erhielt eine Kate nebst Kohlhof und die Erlaubnis zu heiraten. Dafür mußten er und seine Frau wöchentlich mehrere Tage auf dem Hofe arbeiten, die andern Tage wurden angewandt, um durch Tagelohn den nötigen Unter- halt zu verdienen; oft auch arbeitete der Mann nur in der Erntezeit, die Frau dann aber so viele Tage wöchentlich mehr, oft nach Willkür des Herrn. Doch mußte dieser sich in der Aufladung der Last auf die Insten etwas mäßigen, weil er selbst sie im Falle von Krankheit, Alter und völliger Armut ernähren mußte. An Tagelöhnerarbeit für die Insten fehlte es in der Regel nicht, und wenn sie auf dem Gute, zu dem der Inste gehörte, nicht zu haben war, so erhielt er die Erlaubnis, auf den benachbarten Höfen zu arbeiten. Die höchste Stufe irdischen Glückes, die der Leibeigene erreichen konnte, war der Besitz einer halben oder ganzen Hufe. Hatte er dieses Glück, so wurde ihm eine Landstelle von 70 bis 80 Tonnen übergeben. Mit dieser Landstelle erhielt der Hufner zugleich das Inventar, dessen Hauptbestandteile vier bis fünf Kühe und vierzehn bis sechzehn Pferde waren. Die Wohnungen waren oft vier Lehmwände, zur Notdurft abgekleidet, wie man sie, obwohl höchst selten, noch finden kann; dagegen würde man eine Jnstenwohnung, mic es damals viele gab, jetzt vergebens suchen, und wenn man sie fände, nicht be- greifen, wie Menschen so hätten wohnen können. Oft genug bestanden sie aus vier Wänden mit einem Dache darüber, und in diesem Raume mußten sich Menschen und Vieh durcheinander herumtummeln. Der Hufner gab für seine Hufe keine Pacht, wohl nur einige Naturalien, oft aber hatte er neben der Hufe noch ein besonderes Stück Land, vorzüglich Wiesen, in wirklicher Pacht. Seine Gegenleistung für den Genuß der Hufe bestand in Diensten; täglich mußte er mit wenigstens acht Pferden und fünf bis sechs Mann, mit dem nötigen Geräte versehen, auf dem Hofe erscheinen und nach Anweisung des Kornschreibers oder Vogts die für die Bewirtschaftung des Hofes nötigen Arbeiten und Fuhren beschaffen. Bei der damaligen schlechten Landwirtschaft, die höchstens den dritten Teil des jetzigen Ertrages lieferte, mußten die vielen Pferde und Knechte den ganzen Ertrag der Hufe verschlingen, und jedes Un- glück, das die Wirtschaft traf, namentlich aber Mißwachs, richtete den Hufner völlig zu Grunde; denn nun trat die Gutsherrschaft herzu und machte Vor- schüsse, wenn sie den Hufner nämlich auf der Hufe ließ. Um diese Vorschüsse zurückzuzahlen, ward der Hufner verpflichtet, alles Korn, sowie es abgedroschen war, au den Gutsherrn zu liefern, der dafür einen beliebigen Preis berechnete. Ja, es gab Gutsherren, die den Hufner, gleich nachdem er die Hufe angetreten
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