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1. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 53

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
I. Aus der Heimat. 53 jacke. Hier und da bekommt man auch etwas von den Befestigungsan- lagen zu sehen, obwohl das meiste unter der Erde oder vielmehr im Felsen steckt. Helgoland ist nämlich in deutschen Händen zu einem starken vorgeschobenen Beobachtungsposten geworden, der so leicht nicht in Feindes Hand gelangen wird. Heinrich Bork. 3(>. Der Kieler Hafen am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Schatten der Nacht lichteten sich, und im Osten erglänzte der erste hellere Schein des anbrechenden Tages. Der Sturm, der während der Nacht die Ostsee ungewöhnlich erregt hatte, legte sich, und die Fahrt des Dampfers, der, vom Norden kommend, dem Kieler Hafen zusteuerte, wurde allmählich ruhiger. Die Passagiere lagen noch in tiefem Schlafe; nur ein rüstiger Greis hatte schon zu dieser frühen Stunde den engen Raum seiner Kajüte verlassen und das freie Verdeck aufgesucht. Tine Meile blieb er allein; dann aber trat mit freundlichem Worgengruß ein frischer, wettergebräunter wann auf ihn zu, in dem er unschwer einen Seemann erkannte, der sich auf einer Trholungsreise befinden mochte. Sofort wandte sich der Alte mit einer Frage an ihn: „Ich beobachte seit einiger Zeit ein vor uns auftauchendes Sicht; ist es vielleicht schon ein Leuchtfeuer der schleswig-holsteinischen Küste?" „Ts ist der Leuchtturm von Bülk am Tingange des Kieler Hafens." „Also wirklich! Der erste Gruß meiner bheimat!" sprach der Alte bewegt. „wie habe ich mich nach diesem Augenblicke gesehnt!" „Sie waren lange in der Fremde?" „Ich habe meine lheimat seit fast fünfzig Jahren nicht gesehen", sprach der Greis mit feuchten Augen. Dann schwieg er und blickte unverwandt in die Ferne. Jm Osten fchoffen leuchtende Strahlen auf und verkündeten das Trfcheinen der Sonne. Die Sterne erblichen; in wunderbarer Schönheit tauchte die Herrscherin des Tages aus der dunkelblauen Flut empor, und lichter Glanz breitete sich auf der weiten Fläche aus. Jetzt zeigten sich am südlichen und westlichen Horizonte weite Uferstrecken; sie verkündeten das Tnde der Fahrt. Der Greis wendete sich wieder an seinen Nachbar. „Dort schauen meine alten Augen das Land, das ich vor fast einem halben Jahrhundert verließ," sagte er. „Ich bin einer von denen, die damals durch das traurige Geschick meiner Heimat in die Fremde getrieben wurden. Als unser Kämpfen und Ringen so schmählich endete und mein schönes Heimatland sich dem Bedrücker- wehrlos unterwerfen mußte, da riß ich mich, wie so viele andere, mit blutendem Kerzen vom Vaterlande los und suchte jenseit des Weltmeeres mein Glück, wein Brühen und Schaffen ist nicht vergeblich gewesen; aber rechte Ruhe habe ich drüben nicht gefunden; ich mußte am Abend meines Lebens noch einmal hinüber nach Schleswig-Holstein, um an den Stätten der Erinnerung der alten Zeiten zu gedenken. Ich bin zunächst vorr London her ins Land unsers da-
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