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1. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 123

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
Ii. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes. 123 3. In Augsburg war’s, dass der Legat ein Mönchlein auf die Stube bat; er war ein grundgelehrtes Haus, doch kannt’ er nicht die Geister aus; des Mönchleins Augen brannten tief, dass er: „Es ist der Dämon!“ rief. — Du bebst vor diesem scharfen Strahl? So blickt die Wahrheit, Kardinal! 4. Jetzt tritt am Wittenberger Thor ein Mönch aus allem Volk hervor: Die Flamme steigt auf seinen Wink, die Bulle schmeifst hinein er flink, wie Paulus schlenkert’ in den Brand den Wurm, der ihm den Arm umwand, und über Deutschland einen Schein wie Nordlicht wirft das Feuerlein. 5. In Worms sprach Martin Luther frank zum Kaiser und zur Fürstenbank: „Such’, Menschenherz, wo du dich labst! Das lehrt dich nicht Konzil noch Papst! Die Quelle strömt an tief rem Ort: Der lautre Born, das reine Wort stillt unsrer Seelen Heilbegier — Hier steh’ ich, und Gott helfe mir!“ 6. „Ein’ feste Burg“ im Lande steht, Drin wacht der Luther früh und spät, bis redlich er, und Spruch um Spruch, verdeutscht das liebe Bibelbuch. Herr Doktor, sprecht! wo nahmt Ihr her das deutsche Wort so voll und schwer? „Das schöpft’ ich von des Volkes Mund, Das schürft’ ich aus dem Herzensgrund.“ 7. Herr Luther, gut ist eure Lehr’, ein frischer Quell, ein starker Speer: Der Glaube, der den Zweifel bricht, der ew’gen Dinge Zuversicht, des Heuchelwerkes Nichtigkeit, ein blankes Schwert in offnem Streit! Ihr bleibt getreu trotz Not und Bann und jeder Zoll ein deutscher Mann. 8. In Freudenpulsen hüpft das Herz, in Jubelschlägen dröhnt das Erz; kein Thal zu fern, kein Dorf zu klein, es fällt mit seinen Glocken ein — „Ein’ feste Burg“ — singt jung und alt, der Kaiser mit der Volksgewalt: j „Ein’ feste Burg ist unser Gott, dran wird der Feind zu Schand’ und Spott! Konrad Ferdinand Meyer. 74. Der Friede nach dem großen Kriege. 1. str Friede war unterzeichnet; die Gesandten hatten einander zur Bestäti- M gung feierlich die Hand gereicht, aus allen Straßen ritten die Trompeter, das glückliche Ereignis zu verkündigen. Zu Nürnberg hielten die Kaiserlichen und die Schweden im großen Saale des Rathauses das Friedensbankett. Die hochgewölbte Halle war glänzend erleuchtet, zwischen den Kronleuchtern hingen dreißig Arten von Blumen und lebendige Früchte herab. Vier Musikchöre waren zu lustigem Spiel aufgestellt; in sechs verschiedenen Zimmern versammelten sich die sechs Klassen der ein- geladenen Gäste. Auf den Tafeln standen die beiden ungeheuren Schau- gerichte, ein Siegesbogen und ein sechseckiger Berg. Aufgetragen wurde in vier Gängen, jeder Gang hundertfünfzig Speisen; dann kamen die Früchte in silbernen Schüsseln und an lebendigen Zwergbäumen, mit denen die ganze Tafel bedeckt war; dazwischen brannte feines Rauchwerk, das einen sehr guten Geruch von sich gab. Danach wurde der Tisch von neuem mit Tellern besetzt und mit Blumen überstreut, und jetzt folgte das Konfekt, dazu riesige Marzipane auf zwei Silberschalen, von denen jede zehn Pfund schwer war. Wenn nun die Gesundheit des Kaisers zu Wien und der Königin von Schweden ausgebracht und auf das Gedeihen des geschlossenen Friedens
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