1901 -
Kiel
: Lipsius & Tischer
- Autor: Lund, Heinrich, Suhr, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
V. Aus dem Naturleben.
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gebaut, ist, und du wirst finden, dass wieder die kleineu Schalen es sind,
aus denen er besteht, dass wieder jene kleinen Geschöpfe die Baumeister
waren, die das Material herbeigetragen haben.
Oder geh zu den grössten Bauwerken des Menschengeschlechts, den
Pyramiden von Gizeh, den Katakomben von Theben in Ägypten. Die Kalk-
steine, aus denen sie erbaut sind, bestehen aus Milliarden der zierlichen,
kleinen Schalen von Urtieren.
Du kennst wohl unsere Kalkalpen, jene mächtigen Gebirgszüge, die im
Süden . und Norden die Flanken unsers höchsten Gebirgszuges bilden, mit
Bergkolossen, die jahraus und jahrein die Schneehaube tragen. Wer hat sie
aufgebaut? Zum grossen Teil unsere kleinen Baumeister.
Und nun folge mir weiter übers Festland. Von den Kreidefelsen
Englands über die Kalksteine des Pariser Beckens, die Kalkalpen, die Küsten
des Mittelmeeres fort, hinein nach Asien, hinüber bis an den Himalaya: alle
diese Kalkgebirge sind hauptsächlich ein Bauwerk der Wurzelfüfser.
Gustav Jäger.
191. Der Wert des Goldes.
Nach Golde drängt,
am Golde hängt
doch alles, — ach wir Armen!
Goethe.
»it den Edelmetallen hat es eine eigene Bewandtnis. Wären sie ebenso
_ verbreitet wie das Eiseit, könnten sie in gleich ungeheurer Menge ge-
wonnen werden, so würden sie dein Menschengeschlechte wenig Nutzen bringen,
da sie zu weich sind, um in der Technik Verwendung zu finden.
Woher stammt denn aber das hohe Ansehen, das Gold und Silber seit
alter Zeit genießen? Woher stammt die Gier nach diesen Metallen, der
Hunger nach dem roten Golde, der die Menschen verleiten kann, alle Schranken
von Gesetz und Recht zu überspringen, Greuel auf Greuel zu häufen und die
Hände mit dem Blute des Bruders zu besudeln? Wie kam es, daß man
gerade diesen technisch so wenig wichtigen Metallen solchen hohen Wert beilegte,
daß man gerade Gold und Silber als Wertmaßstab erkor und nicht etwa das
Eisen und das Kupfer, denen doch eine hohe Bedeutung für unsere Kultur-
entwickelung zukommt?
Die Ursache dieser Erscheinung haben wir in der Entwickelung des
Menschengeschlechtes zu suchen. Während ursprünglich der nomadisierende
Mensch nur das erzeugte oder sich zu verschaffen lvußte, was ihm zur Stillung
des Hungers oder sonst zur Befriedigung eines augenblicklichen Bedürfnisses
tauglich erschien, konnte, sobald sich einzelne Stämme mit festen Wohnsitzen
gebildet hatten, nicht mehr aller Bedarf an Ort und Stelle hervorgebracht
werden. Man war vielmehr genötigt, von auswärts mancherlei zu beziehen,
und so bildete sich zunächst ein Tauschhandel aus, bei dem jedoch Güter und
Vieh gegen Getreide und Feuerstein gegen Salz eingetauscht wurde. Die