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1. Bd. 2
1906 -
Straßburg
: Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
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1. Bd. 2 
- S. 312
1906 -
Straßburg
: Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
312
V. Aus Dichtung und Sage.
Do schaü!» — «’s isch wohr,» rieft ’s Berthe jetz üs,
«’s isch alles vor mir wie ne Nàwel,
Un nit emol vom nàchschte Hüs
Sieh- n- ich dr hoche, breite Gàwel1)!» —
«Kind,» tüet d’Großmüetter àrnschthaft sage,
«Fir dur eso ne Brille z’sàh,
Müesch dü noch gar viel Lehrgàld gà,
Das lehrt me nit in wenig Tage,
Drum soll d’folgsame Kinderschar
Uf d’Alte lose2) mit Vertraue.
Wo ’s Kind tüet dur e Nàwel schaue,
Dert sieht d’Großmüetter hall un klar!»
August Lustig.
261. Aagesanöruch im Kochrvakd.
1. Noch ist am Himmel wach
Der Sternenreigen,
Und unterm Wipfeldach
Herrscht tiefes Schweigen.
2. Nichts kann im weiten Kreis
Das Ohr erlauschen;
Nur aus dem Tal klingt leis
Der Wasser Rauschen.
3. Die stillen Wälder stehn
Wie Tempelräume,
Und Opferdüste gehn
Durch Busch und Bäume.
4. Fern webt die Sonne sich
Den Frührotschleier: —
Mein Herz, nun rüste dich
Zur Morgenfeier.
Chr. Schmitt.
262. Der Glasmaler und seine Arau.
Früher boten die einsamen Wiesentäler des unteren Wasgaues
schlechte Fahrgelegenheit; ist doch vor etlichen und sechzig Jahren noch
einem Bäuerlein, das mit einem Kuhwagen'das Grauftal hinunterzu Markte
fuhr ins Elsaß, die Schnur an einem Kartoffelsack aufgegangen, an der
Stelle, die heut noch das Dunderloch heißt, und er hat von allen Kar-
toffeln zwischen den Baumwurzeln und dem Geröll und Sand und
Schlamm des Baches, der auch die Straße lief, keine einzige mehr
wiedergefunden. Die Fuhrleute wählten daher lieber den alten Weg
über den großen Fahlberg, der in die Zaberner Steige mündete da,
wo jetzt die Grenzsäule zwischen Elsaß und Lothringen steht; holperig
war diese Straße ja auch, und an den steilsten Stellen mußten sie für
ihre riesigen Baumstämme oder Hausteine einander vorspannen; aber
trocken war sie doch und führte durch den schönsten Wald.
') 6iede1; *) hören (von lauschen).