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1. Bd. 2 - S. 349

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Vl Bilder aus der Geschichte. 349 Waren, die er gegen andere vertauschte; der große Grundherr holte sich den Bauplan sür ein Steinhaus, das er auf luftiger Höhe errichten wollte, oder er bat um einen meßkundigen Bruder, der ihm fernes Wasser in seinen Hof zu leiten und einen Fluß mit steinerner Brücke zu überspannen wußte. Wer vollends krank war, der wandte sich an den Arzt des Klosters und erhielt aus der Apotheke Salbe und Trank. Jeder Dürftige und Bettler im Lande kannte das Haus; denn er war sicher, dort Hilfe gegen den Hunger zu finden und gutherzige Spende an den nötigsten Kleidern. Nach Gustav Freytag. (Die Ahnen, 2. Abteilung.) 286. Graf Kugo von Ggisheim. 1. Lawinen donnern, es rast der Föhn, Ein Mann irrt auf den Älpenhöhn; Die dunkeln Haare fliegen wild, Kaum hält der Stäb das Jammerbild. 2. Sturzbäche brausen ins Gletschertal, Er schreitet drüber, er achtens keinmal; Er ruft ins dumpfe Wellengetöft: „O heiliger Vater, die See? erlös!" 3. Schon winket ihm drüben das blühende Land, Er schürzet rascher das Bußgewand; Aus der schwellenden Goldorange Saft Saugt er sich gierig belebende Kraft. 4. So wankt er fürder zum Tiberftrom; Vor den Blicken liegt ihm das heilige Rom, Doch will er nicht gönnen den Gliedern Rast, Bis er losgewälzet des Frevels Last. 5. Er wirft sich flehend vor Leos Thron: „Gib Gnade! Gnade dem fündigsten Sohn! Verkünd ihm, ob der Kirche Huld Kann tilgen des Kindermordes Schuld! 6. Gras Hugo bin ich, an Gütern reich, Am Jammer, ach, keinem Sünder gleich! O Bruno! Bruno! mein Knabe süß, Den ich um Gold ermorden ließ! 7. In wilder, finstrer Sturmesnacht Hat der Mordgesell sein Herz mir gebracht, Des Knaben rotes Herz, zum Pfand, Daß sein Haupt er zerschellt an der Felsen- wand! " 8. Laut jammernd verhüllt er sein An- gesicht, Und Leo hält sich länger nicht: „Graf Hugo! . . . mein Vater! — an Brunos Herz Soll brechen dein letzter Erdenschmerz! 9. Der Knappe, dem du bezahlt mein Blut, Er ließ mich wandern in Gottes Hut; Ein Hirschlein hat er statt meiner erlegt, Sein Herz dir gebracht, das meine schlägt! 10. Das meine schlägt, o Vater, so hell, Laut ruft es und fleht zum Gnadenquell: O Heiland, der am Kreuz erblich, Des Vaters, des Vaters erbarme dich!" Aug. Stöber. 287. Die Kaiserrvahk. (1024.) Der fromme Kaiser Heinrich war gestorben, Des sächsischen Geschlechtes letzter Zweig, Das glorreich ein Jahrhundert lang geherrscht. Als nun die Botschaft in das Reich erging, 5 Da fuhr ein reger Geist in alles Volk,
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