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1. Bd. 2 - S. 356

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
356 Vi. Bilder aus der Geschichte. Häuser, in welchen sich große Räume befanden, die durchweg mit Quer- stangen versehen waren, hatte man allein von unten bis oben mit Hähnen und Hennen angefüllt. Alle Edlen, ja alles Volk ward auf Kosten des freigebigen, gesellig fröhlichen Kaisers bewirtet. Die Hoheit des Kaisers, die Herablassung der Kaiserin, die Herrlichkeit der Ritter und Edelsrauen, der Schmuck der Pferde, die Mannigfaltigkeit der Spiele und Gesänge, der Überfluß an Lebensmitteln und Wein: alles vereinte sich, um Lust, Freude und Bewunderung zu erzeugen. Und noch jetzt müssen wir diese Bewunderung teilen; denn welch ein Herrscher ließ sich damals dem großen Kaiser, welch ein Reich dem deutschen gleich- stellen? Mit der Macht vereinigte sich Tugend und Sitte, und zu den Kriegshelden hatten sich Künstler und Dichter gesellt, deren heilige Bau- werke und wundervolle Lieder nach Jahrhunderten noch unübertroffen sind. Am Morgen des ersten Pfingstfeiertages zogen der Kaiser, seine Gemahlin Beatrix und König Heinrich mit goldenen Kronen auf dem Haupte und geleitet von einem glänzenden Gefolge in feierlicher Pro- zession zum Hochamt, das in der inmitten des Lagers errichteten Kirche stattfand. Die Anwesenheit der Erzbischöfe von Magdeburg, Köln, Mainz, Trier, Bisanz (Besan^n) und Reims erhöhte die Pracht und Würde der kirchlichen Feier. Die beiden folgenden Tage waren ritterlichen Spielen und Festlich- keiten geweiht. Am Montag nach der Frühmesse und dem Morgenimbiß wurden des Kaisers Söhne, der neunzehnjährige König Heinrich und sein Bruder, der Herzog Friedrich von Schwaben und Elsaß, feierlich mit dem Schwerte umgürtet und zu Rittern geschlagen. An diese Feier schloffen sich lustige Kampfspiele: mit stumpfen Waffen rannten die Ritter, ihre Kunst zu zeigen, in abgemessenem Kreise widereinander, und keiner tat es dem Kaiser Friedrich zuvor, der wie vor alters mit jugendlicher Kraft sein Roß tummelte und gewandt und zierlich Speer und Schild zu führen wußte. Alsdann ging es zum fröhlichen, lauten Gelage und zu Lustbarkeiten jeglicher Art. Auch das geringe Volk hatte seinen Teil an dem fröhlichen Feste. Der Armen und Kranken, der Pilger und Gefangenen, der Spielleute, Sänger und Gaukler, die an solchen Tagen von allen Seiten herbeigekommen waren, wartete reiche Gabe. Die Ritter und Knappen wurden mit Roß und Waffen, mit kostbaren Kleidern, Silber und Gold beschenkt. Freude und Wonne ging durch alle Stünde des Volkes. Mit dem Abend des dritten Tages hatten die Festlichkeiten ein Ende; der Ruf aber von diesen Mainzer Pfingsten ward jetzt in nahe und ferne Lande getragen von der Menge der Gäste, „die alle froh von dannen schieden und Lob dem Könige sungen, ein jeder in seiner Zungen." Nach O. Abel.
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