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1. Bd. 2 - S. 359

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Vi. Bilder aus der Geschichte. 359 B6ifa11 gerufen hatte, aus der Hand erwählter Edelfrauen einen Preis, welcher Dank hieß. Solcher „Danke“ wurden etwa drei oder vier ausgeteilt. Sie bestanden in kostbaren Waffen, goldenen Arm- und Halsketten, goldenen Ringen, gewappneten Pferden u.s. w. Darauf folgte ein festliches Mahl, zu welchem die Edelfrauen die Sieger von ihren Waffen und Rüstungen befreiten und mit präch- tigen Gewändern schmückten. Auch für die andern Stände gab es Spiel, Schmaus und Zechgelage; kurz, das Kampfspiel der Ritter wurde zum Volksfeste. Fr. Kohlrausch. 294. Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. 1. Auf der Burg zu Germersheim, Stark am Geist, am Leibe schwach, Sitzt der greise Kaiser Rudolf, Spielend das gewohnte Schach. 2. Und er spricht: «Ihr guten Meister, Ärzte, sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib Wird der Geist zu Gott getragen?» 3. Und die Meister sprechen: «Herr, Wohl noch heut erscheint die Stunde.» Freundlich lächelnd spricht der Greis: «Meister, Dank für diese Kunde.» 4. «Auf nach Speier, auf nach Speier!» Ruft er, als das Spiel geendet, «Wo so mancher deutsche Held Liegt begraben, sei’s vollendet! 5. Blast die Hörner, bringt das Roß, Das mich oft zur Schlacht getragen!» Zaudernd stehn die Diener all’, Doch er ruft: «Folgt ohne Zagen!» G. Und das Schlachtroß wird gebracht. «Nicht zum Kampf, zum ew’gen Frieden,» Spricht er, «trage, treuer Freund, Jetzt den Herrn, den lebensmüden.» 7. Weinend steht der Diener Schar, Als der Greis auf hohem Rosse, Rechts und links ein Kapellan, Zieht, halb Leich’, aus seinem Schlosse. 8. Trauernd neigt des Schlosses Lind’ Vor ihm ihre Äste nieder; Vögel, die in ihrer Hut, Singen wehmutsvolle Lieder. 9. Mancher eilt des Wegs daher, Der gehört die bange Sage, Sieht des Helden sterbend Bild Und bricht aus in laute Klage. 10. Aber nur von Himmelslust Spricht der Greis mit jenen zweien; Lächelnd blickt sein Angesicht, Als ritt’ er zur Lust im Maien. 11. Von dem hohen Dom zu Speier Hört man dumpf die Glocken schallen. Ritter, Bürger, zarte Frauen Weinend ihm entgegen wallen. 12. In den hohen Kaisersaal Ist er rasch noch eingetreten. Sitzend dort auf goldnem Stuhl, Hört man für sein Volk ihn beten. 13. «Reichet mir den heil’gen Leib!» Spricht er dann mit bleichem Munde. Drauf verjüngt sich sein Gesicht Um die mitternächt’ge Stunde. 14. Da auf einmal wird der Saal Hell von überird’schem Lichte, Und entschlummert sitzt der Held, Himmelsruh im Angesichte. 15. Glocken dürfen’s nicht verkünden, Boten nicht zur Leiche bieten, Alle Herzen längs des Rheins Fühlen, daß der Held verschieden. 16. Nach dem Dome strömt das Volk, Schwarz, unzähligen Gewimmels. Der empfing des Helden Leib, Seinen Geist der Dom des Himmels. J. Kerner.
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