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1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Ii. Aus der Geschichte.
101. Altdeutsches Frauenleben.
Karl Weinbold.
1. Erziehung und Unterricht.
Unter den andauernden Kriegsunruhen und der wirtschaftlichen
Notlage des frühen Mittelalters litten am meisten die unteren und
ärmeren Schichten des Volkes. Schulen gab es höchstens in den größeren
Städten; die Landbevölkerung wuchs fast ohne Unterricht auf. Die
Mädchen wurden zuerst zum Hüten des Geflügels, zu kleinen Arbeiten
im Hause und im Felde angeleitet, lernten notdürftig die Hauptstücke
des Christenglaubens, vielleicht auch lesen, schreiben nur selten; und
wenn dann ihre Kräfte wuchsen, wurden sie Mägde im väterlichen
oder brüderlichen Hause und bereiteten sich so allmählich vor, später
ihren eigenen Haushalt selbst versehen zu können.
Anders freilich stand es um die Erziehung der reichen und vornehmen
Gesellschaft.
Die Töchter der Vornehmen wuchsen entweder bei Pflegeeltern
auf oder wurden der Obhut einer Erzieherin übergeben. Diese,,Meisterin"
oder „Zuchtmeisterin" war zugleich über die gesamte weibliche Umgebung
des Fräuleins gesetzt; denn die Fürstentöchter waren stets von einer
Schar junger Mädchen aus den besten Geschlechtern des Landes umgeben,
die als Gespielinnen und Genossinnen Lehre und Unterhaltung mit ihnen
teilten. Die Meisterin unterwies die jungen Mädchen in weiblichen
Arbeiten, in der Anstandslehre und zuweilen auch in der Musik; außerdem
war sie die Ehrendame ihrer Pfleglinge.