1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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135. Aus einer Reichstagsrede Bismarcks.
Fürst Otto von Bismarck.
Wenn wir in Deutschland einen Krieg mit der vollen Wirkung
unserer Nationalkraft führen- wollen, so mutz es ein Krieg sein, mit dem
alle, die ihn mitmachen, alle, die ihm Opfer bringen, kurz und gut, mit
dem die ganze Nation einverstanden ist; es mutz ein Volkskrieg sein; es
mutz ein Krieg sein, der mit der Begeisterung geführt wird wie der von
1870, wo wir ruchlos angegriffen wurden. Es ist mir noch erinnerlich
der ohrengellende, freudige Zuruf am Kölner Bahnhöfe, und so war es
von Berlin bis Köln, so war es hier in Berlin. Die Wogen der Volks-
zustimmung trugen uns in den Krieg hinein, wir hätten wollen mögen
oder nicht. So mutz es auch sein, wenn eine Volkskraft wie die unsere zur
vollen Geltung kommen soll. Es wird aber sehr schwer sein, den Pro-
vinzen, den Bundesstaaten und ihren Bevölkerungen das klar zu machen:
der Krieg ist unvermeidlich, er mutz sein. Man wird fragen: Ja, seid
ihr denn dessen so sicher? wer weitz? Kurz, wenn wir schließlich zum
Angriff kommen, so wird das ganze Gewicht der Imponderabilien, die
viel schwerer wiegen als die materiellen Gewichte, auf der Seite unserer
Gegner sein, die wir angegriffen haben. Das „heilige Rußland" wird
entrüstet sein über den Angriff. Frankreich wird bis an die Pyrenäen
hin in Waffen starren. Ganz dasselbe wird überall geschehen. Ein
Krieg, zu dem wir nicht vom Volkswillen getrieben werden, der wird
geführt werden, wenn schließlich die verordneten Obrigkeiten ihn für
nötig halten und erklärt haben; er wird auch mit vollem Schneid und
vielleicht sieghaft geführt werden, wenn man erst einmal Feuer bekommen
und Blut gesehen hat. Aber es wird nicht von Hause aus die Wucht
und das Feuer dahinter sein wie in einem Kriege, wenn wir angegriffen
werden. Dann wird das ganze Deutschland von der Memel bis zum
Bodensee wie eine Pulvermine aufbrennen und von Gewehren starren,
und es wird kein Feind wagen, mit diesem kuror tsutonieus, der sich
bei dem Angriff entwickelt, es aufzunehmen.
Wenn unsere Gegner etwa vermuten, daß es die Furcht vor dem
Ausgange ist, der uns friedfertig stimmt, dann irren sie sich ganz ge-
waltig. Es ist nicht die Furcht, die uns friedfertig stimmt, sondern
gerade das Bewußtsein unserer Stärke, das Bewußtsein, auch dann,
wenn wir in einem minder günstigen Augenblicke angegriffen werden,
stark genug zu sein zur Abwehr und doch die Möglichkeit zu haben,