1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
reizt. Schlangenartig sieht man sie auf dem Wasser schwimmen und sich
verschlagen unter den Bauch der Pferde drängen. Von diesen erliegen
viele unter der Stärke unsichtbarer Schläge. Mit gesträubter Mähne,
schnaubend, wilde Angst im funkelnden Auge, fliehen andere das tobende
Ungewitter. Aber die Indianer, mit langen Bambusstäben bewaffnet,
treiben sie in die Mitte der Lache zurück.
Allmählich läßt die Wut des ungleichen Kampfes nach. Wie ent-
ladene Wolken zerstreuen sich die ermüdeten Fische. Sie bedürfen einer
langen Ruhe und einer reichlichen Nahrung, um zu sammeln, was sie
an galvanischer Kraft verschwendet haben. Schwächer und schwächer
erschüttern nun allmählich ihre Schläge. Vom Geräusch der stampfenden
Pferde erschreckt, nahen sie sich furchtsam dem Ufer, wo sie durch Harpunen
verwundet und mit dürrem, nichtleitendem Holze auf die Steppe gezogen
werden.
142. Die Parst.
Ernst Haeckel.
Einen der merkwürdigsten und wichtigsten Bestandteile der Bevölke-
rung bilden in Bombay wie in anderen Hauptstädten Indiens die Parsi
oder Gebern. Ihre Zahl beträgt nur ungefähr fünfzigtausend; allein
durch ihre Tätigkeit, ihren Fleiß und ihre Klugheit haben sie sich einen
so bedeutenden Einfluß erworben, daß sie in jeder Beziehung eine hervor-
ragende Rolle spielen.
Wenn man, wie es oft geschieht, den Europäern in Bombay alle
anderen Klassen der bunt gemischten Bevölkerung als Eingeborene gegen-
überstellt, so bilden die Parsi eine dritte Hauptklasse, die zwischen
ersteren und letzteren in der Mitte steht. Sie sind die Nachkommen der
alten Perser, die nach der Eroberung Persiens durch die Mohamme-
daner im siebenten Jahrhundert deren Religion nicht annahmen, sondern
diejenige Zoroasters beibehielten. Infolgedessen vertrieben, wandten sie
sich zunächst nach Ormus und zerstreuten sich von da aus über Indien.
Da sie nur unter sich heiraten, erhalten sie ihre Rasse rein und sind auf
den ersten Blick, auch abgesehen von ihrer eigentümlichen Kleidung, von
allen anderen Rassen zu unterscheiden. Die Männer sind stattliche, große
Gestalten, von gelblicher Gesichtsfarbe, meistens wohlbeleibt, weit
ansehnlicher und stärker als die schwachen Hindu. Sie sind in weite und
lange, weiße baumwollene Röcke und Hosen gehüllt und tragen auf dem