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1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
als die bleichen Gesichter der matten Binder der Europäer, die in dem
verderblichen, heißen Klima dahinwelken.
Zu den merkwürdigsten Gebräuchen gehört die Totenbestattung der
Parsi. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Malabar-Hill, dem Vor-
gebirge oder der Landzunge, auf der die herrliche Villenstadt von Bombay
erbaut ist, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte, wo
das prächtige Panorama von Bombay zu Füßen des staunenden
Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsigemeinde einen herrlichen, mit
hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem
Friedhofe erheben sich die „Türme des Schweigens". Das sind weiße
zylindrische Türme von 30—40 Fuß Durchmesser und ungefähr ebenso-
viel Höhe. Das Innere ist amphitheatralisch in drei konzentrische Ringe
abgeteilt, die durch Scheidewände in zahlreiche offene Kammern
geschieden werden. Jede Kammer nimmt eine Leiche auf, und zwar
kommen in den innern Kreis die Kinder, in den mittlern die Weiber, in
den äußern die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwärter die
von den Angehörigen zum Friedhofe geführte Leiche diesen abgenommen
haben, bringen sie den Toten unter Begleitung singender Priester in eine
der offenen Grabkammern und entfernen sich dann. Alsbald erscheinen
zahlreich die heiligen Vögel des Ormuzd, die stattlichen braunen Geier,
die bis dahin in dichten Gruppen auf den benachbarten Palmen saßen.
Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und
haben in wenig Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen schwarzer
Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel des Mahles. Die zurück-
bleibenden Gebeine werden später im Mittelraume des Turmes
gesammelt. Die meisten Europäer finden diese Totenbestattung der
Parsi entsetzlich, wie es denn auch im Altertum für eine besondere
Beschimpfung galt, eine Leiche den Geiern zum Fraße hinzuwerfen.
143. Bei den Söhnen der Sonne.
Hugo Weber.
Japans Volk ist ein Kulturvolk, aber seine Sitten und Gebräuche
weichen sehr von den unserigen ab und erscheinen teilweise höchst
sonderbar. Die Japaner hingegen finden wiederum vieles an uns
auffallend und seltsam. Gleichwohl sind sie das gesittetste Volk
Asiens. Jahrhundertelang blieb es den Völkern Europas unbekannt,
weil es sich streng gegen jede ausländische Berührung abschloß.