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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 468

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
468 nähren zunächst nur eine winzige grüne Masse von unbestimmter Form; allmählich aber entwickelt sich daraus ein Moosstämmchen mit Blättern, und zwar ein merkwürdiger Stamm mit merkwürdigen Blättchen. Zur guten Hälfte besteht jener aus großen Zellen, die nichts enthalten als Wasser. Die jungen Blätter bestehen anfangs aus gleichartigen Zellen; mit der Zeit aber bildet sich bei ihnen eine Formverschiedenheit heraus; je vier schmale, mit grünem Farbstoff gefüllte Zellen umgeben eine größere viereckige; diese verliert beim Wachsen ihren organischen Znhalt und wird ein leerer Wasserbehälter. Zugleich wachsen die innern Teile des Blattes schneller als der Rand> und dadurch nimmt das ganze Blättchen die Form eines Kahns an, dessen Höhlung wieder Wasser zu fassen imstande ist. Der Stamm treibt kleine Zweige, die ihm nahe anliegen, und in den Achseln sammelt sich gleichfalls Wasser an. So ist das ganze Pflänzchen fast nichts anderes als ein Schwamm voller Hohlräume; es hat deren so viele und enthält so wenig grünen Farbstoff, daß es nicht einmal eine gesunde, grüne Farbe hat, sondern einen grauen Anflug, durch den das Grün nur leise schimmert; es ist ein Torfmoos. Es saugt und wächst und wächst mächtig. Immer neue Spitzchen und Ästchen treibt es und dehnt sich kriechend aus; am hinlern Ende stirbt es ab und verfault, aber die Spitzen wachsen weiter und bilden Rasen, die, sich mehr und mehr verbreitend, schließlich den ganzen Sumpf überwuchern. Sind erst die Lachen und Tümpel mit Torfmoos gefüllt, so tritt eine neue Eigenschaft des Pflänzchens in Wirkung. Es enthält nämlich so viel Gerbsäure, daß das Wasser, in dem es lebt, fäulniswidrig wird; die Bazillen und Monaden, welche die Fäulnis verursachen, können nicht mehr in ihm leben. Die absterbenden Partien verfaulen infolgedessen nicht mehr, sondern mumi- fizieren sich und sammeln sich an; sie bilden eine Unterlage, auf der die jüngste Generation der Mooszweige weiter wächst. So bildet sich das Moos zu einem Polster aus, das den ganzen Boden überzieht, und wie die einzelne Pflanze ein Schwämmchen, so ist dieses Polster ein riesiger Schwamm, der das an ihn gelangende Wasser festhält und mit ihm weiter wuchert. Mächtig schwillt es heran und legt sich um die Eichenstämme. Jahrzehntelang hält es ihren Fuß fortwährend im sumpfigen Naß gebadet, und die Bäume widerstehen schließlich dieser endlosen Verschwemmung nicht; sie sterben ab. Lange noch mögen sie mit entblätterten Kronen dastehen, aber endlich werden sie morsch, und der Wind bringt sie zu Fall; stürzend versinken sie in dem Schwamm,
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