1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
496
Kriegsschiffe erbaut worden ist. Heute beschäftigt sich die großartige
Anlage, die in den Besitz des Deutschen Reiches übergegangen und daher
jetzt Kaiserliche Werft ist, mit dem Bau von gepanzerten Kreuzern.
Durch Neuanlagen auf dem Holm wird sie beständig erweitert.
197. Handwerks- und Fabrikarbeit.
Nach H. Mahraun.
Ein alter Bürstenbinder schlug sich durch seiner Hände Arbeit redlich
durchs Leben. Seinem kleinen Laden mangelte es nicht an Käufern,
obwohl darin keine große Auswahl zu finden war. Da wurde in der
Nähe des Ortes eine Bürsten- und Kammfabrik errichtet, welche nicht
weit von der Werkstätte des guten Alten einen reich ausgestatteten Ver-
kaufsladen eröffnete. Dem alten Meister wurde nun mancher Kunde
untreu; ich aber konnte es nicht über das Herz bringen, ihm seine
kärgliche Einnahme noch mehr zu verringern. Manchmal trat ich auch
in seine Werkstatt hinter dem ärmlichen Verkaufsräume. Er stellte seine
Bürsten von Anfang bis Ende mit eigener Hand fertig. Das rohe Holz
kaufte er im Walde, zersägte die Kloben, schnitt, hobelte und polierte
die Stücke. Das war eigentlich Tischlerarbeit. Dann stand er tagelang
an seiner Bohrmaschine, deren Rad er mit dem Fuß in Bewegung setzte,
um die Löcher für die Borsten zu bohren. Das war eine feine und
mühsame Arbeit; denn wenn die Löcher nicht sauber gebohrt sind und
regelmäßig nebeneinander stehen, so verliert die Bürste ihr Ansehen.
Darnach kam das Einsetzen der Borsten, die er von den Bauern und
Schlächtern kaufte. Auch sie forderten noch mancherlei Arbeit, ehe sie
zum Verbrauch geeignet waren.
Eines Tages hatte ich Gelegenheit, mir auch einmal die erwähnte
große Bürstenfabrik anzusehen, und der Werkführer hatte die Freund-
lichkeit, mir den Betrieb zu zeigen. Zuerst führte er mich in die Tischlerei,
wo die Holzarbeit besorgt wurde. Die dort beschäftigten Leute waren
gelernte Tischler, die mit der Bearbeitung des Holzes gründlich vertraut
waren und nun, nachdem sie sich jahrelang nur der Bürstenfabrikation
zugewandt hatten, eine ganz besondere Fertigkeit in diesem Arbeitszweige
erreicht hatten. Aus der Tischlerei wanderte die Ware zur Bohrmaschine,
die mit Dampf getrieben und stets von denselben Arbeitern bedient wurde.
Auch diese Leute hatten bereits eine große Sicherheit in ihrer Arbeit
erreicht. Jetzt wurde ich in einen großen Arbeitsraum geführt, in dem