1901 -
Kiel
: Lipsius & Tischer
- Autor: Lund, Heinrich, Suhr, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Iv. Aus der weiten Welt.
wurden genommen; aber das ganze Lager, alles Gepäck und alle ausge-
schifften Vorräte sowie sämtliche Pferde waren in den Händen der
Athener. Auf dem Schlachtfelde lagen 6400 Tote des Feindes.
Die Kunde von dem glorreichen Siege war dem Heere vorausgeeilt.
Unmittelbar nach dem Treffen war einer der Krieger, wie es heisst, ohne
die Waffen abzulegen, nach Athen gelaufen. Als er kaum die frohe Bot-
schaft in der Stadt verkündet hatte, war er vor Erschöpfung tot nieder-
gestürzt. Max Dunker.
98. Alexander und sein Arzt Philippus.
3n der Stadt Tarsus erkrankte Alexander gefährlich, entweder infolge der
ausgestandenen Mühseligkeiten oder weil er, noch ganz erhitzt, sich in dem
jene Stadt durchfließenden Tydnus gebadet hatte, der, im Taurusgebirge
entspringend, einen sehr reinen Grund und sehr kaltes, Helles Ivafler hat.
Ter König wurde von Krämpfen, gewaltiger pitze nnb anhaltender Schlaf-
losigkeit befallen. Keiner der Arzte getraute sich, die Behandlung zu übernehmen -
überzeugt, daß jedes peilmittel erfolglos bleiben werde, fürchteten sie im Falle
eines schlimmen Ausgangs die Borwürfe und Beschuldigungen der Macedonier.
Endlich entschloß sich der Akarnanier Philippus, teils im Vertrauen auf feine
Freundschaft, teils weil er sich's zur Schande rechnete, wenn er nicht mit seinem
Könige die Gefahr teilen nnb selbst mit Hintansetzung seines Gebens das äußerste
versuchen wollte, für ihn eilt Arzneimittel zu bereiten, und beredete ihn, es ohne
Bedenken zu nehmen, wenn ihm daran gelegen sei, zur Fortsetzung des Krieges
bald wieder zu Kräften zu kommen. Inzwischen schickte pannenio dem Könige
aus dem Lager eiiteit Brief und warnte ihn, Sem Philippus zu trauen, weil er
von Darms durch große Schätze nnb das Versprechen einer Vermählung mit dessen
Tochter bestochen worden sei, den Alexander aus Sem 1vege zu räumen. Alexander
legte den Brief, nachdem er ihit gelesen hatte, unter sein pauptpolster, ohne ihn
einem seiner Freunde zu zeigeit. Als Philippus eintrat und die Arznei in einem
Becher brachte, gab ihm Alexander den Brief zu lesen, nahm aber den Becher
aus seinen pänden und trank ihn aus, während jener las. Dann sahen beide
einander an; Alexander gab durch eine heitere, zuversichtliche Miene dem
Philippus fein volles Vertrauen nnb feine puld zu erkennen; dieser aber entsetzte
sich über die gegen ihn erhobene Beschuldigung, rief, die pände gen pimmel
gestreckt, die Götter zu Zeugen seiner Unschuld an, legte sich über das Lager
des Köitigs und beschwor ihn, getrost zu sein nnb sich ganz auf ihn zu verlassen.
Die Arznei wirkte anfänglich mit großer peftigkeit auf den Körper, so daß der
Kranke Bewußtsein und Sprache verlor und nur sehr schwache Zeichen des
Lebens von sich gab. Bald aber zeigten sich wohlthätige Wirkungen: der König
wurde wiederhergestellt und erschien, sobald es ihm feine Kräfte erlaubten,
wieder unter den Macedoniern, die nicht eher von ihrer Mutlosigkeit sich
erholten, als bis sie den Alexander selbst gesehen hatten. Gustav Pfizer.