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1. Schul-Lesebuch - S. 149

1863 - Berlin : Stubenrauch
149 den Kriegsschaaren gezogen, und ihre Spur konnte man verfolgen an den rauchenden Trümmerhaufen, welche sie zurück ließen. Mag- deburg, das Tilly zerstört und verbrannt hatte, wußte davon zu er- zählen; da klagten die Steinhaufen die Menschen an wegen ihres wilden Grimckes. Der Kurfürst Georg Wilhelm war ein schwacher Mann ge- wesen und der bösen Zeit nicht gewachsen, welche ein starkes Herz und einen kühnen Muth verlangte. — Er war ein evangelischer Fürst. Jeder hätte denken sollen, daß es leicht müsse gewesen sein, zu wissen, für welche Sache er sein Schwert zu ziehen habe. Er aber hatte gemeint, es sei am besten für ihn und sein Land, wenn er es mit keiner Partei verdürbe. Es war ihm vas theuer genug zu stehen gekommen. Der Sturm, der durch Deutschland brauste, hatte dennoch seine Länder verheert, und wie schrecklich verheert! Gleich zu Anfange des Krieges waren Kosackenbanden durch die Marken gezogen; die kamen aus Polen und sollten dem Tilly zu Hülse ziehen. Kaum waren sie durch, so rückten die evange- lischen Dänen von Norden her unter ihrem Könige Christian ein, um nach Schlesien zu dringen? „Wer nicht mit mir ist, ist wider mich", hatten die Feldherrn gesagt, und ihre Schaaren wirthschaf- teten ärger, denn Heiden, und gedachten nimmer daran, daß doch die Märker auch gute evangelische Christen waren. Es war nicht gut gethan, ihnen zuwider zu sein, wenn sie unverschämt forder- ten. Die Stadt Nauen, die es versuchte, hatten sie angesteckt. — Dann war gleich nach den Dänen wieder der Wattenstein gekom- men. Es hatte nicht geholfen, daß der Kurfürst Georg Wilhelm mit dem Kaiser sich verständigte und versprach, die kaiserlichen Heere mit Lebensmitteln zu unterstützen. Die Wallensteinischen geberdeten sich wie Herren, und ihre Generale verzehrten das Mark des Landes. Wer Kleider, Stiefeln, Geld und Nahrung nicht gutwillig gab, dem ward's genommen. Mancher Bauersmann ist dazumal erschlagen worden, und sein Haus haben sie in Brand ge- steckt. — Eine Weile hat die Mark aufgeathmet, als Gustav Adolph, der Schwevenkönig, kam; aber in der Lützener Schlacht hatte er seinen Tod gefunden. Da waren die schlimmsten Zeiten gekommen. Georg Wilhelm hatte mit den Schweden ein Bünd- niß schließen müssen. Nun ließ Wallenstein das Land seinen Zorn fühlen. Seine schrecklichen Schaaren hausten noch ärger, als Hei- den und Türken. Sie waren aus aller Herren Ländern zusammen- gelaufen, aus Polen und Italien, aus Ungarn und Irland, mid wer weiß, woher noch. Es war eine schreckliche Rotte. Welche Frevelthaten haben sie ausgeübt! Lebendigen Menschen haben sie Riemen aus der Haut geschnitten, und wenn sie arme Unglückliche an den Fußsohlen geschunden hatten, haben sie dieselben in glü-
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