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1. Schul-Lesebuch - S. 155

1863 - Berlin : Stubenrauch
155 feindliche Reiterei los und warf sie. Als er bemerkte, daß einige Schwadronen ihre Führer verloren hatten, stellte er sich an ihre Spitze und ries ihnen zu: „Getrost, Soldaten! Ich, euer Fürst und Hauptmann, will siegen oder zugleich mit euch ritterlich ster- den!" Er hielt mitten im Kugelregen. Hier bemerkte sein Stall- meister Fr oben, daß der Kurfürst durch sein weißes Roß den Feinden leicht kenntlich und das Ziel d'er feindlichen Geschütze sei. Unter dem Vorgeben, der Schimmel sei scheu, weiß er seinen Herrn zu bewegen, das Pferd mit dem seinigen zu vertauschen. Kaum aber hatte er das Roß des Kurfürsten bestiegen, so sank er vom Pferde, von einer feindlichen Kugel getroffen. — Indeß entbrannte der Kampf immer lebhafter. Sobald die brandenbur- gischen Regimenter auf dem Schlachtfelde eintrafen, wurden sie in die Schlacht geführt. Morgens 8 Uhr erreichte der Kampf seine größte Heftigkeit. Nach einem wüthenden Gefechte wurden die Schweden zum Weichen gebracht; zwei ihrer Regimenter hieb Derflingers Reiterei zusammen, und als sich um 10 .Uhr der Nebel verzog, sah man den Feind in voller Flucht aus Fehrbellin zu. Man rieth dem Kurfürsten, die Stadt beschießen.zu lassen, um die Feinde daraus zu vertreiben; er aber sprach: „Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verbrennen, sondern zu retten." — Die geschlagenen Schweden räumten bald daraus die Mark und zogen sich nach Mecklenburg und Pommern zurück. 1500 getödtete Feinde bedeckten die Wahlstatt von Fehrbellin; 8 Fahnen und 2 Standarten fielen in die Hände der Sieger. Der Kurfürst hatte 200 Mann verloren. Großmüthig verzieh er dem Landgrafen von Hessen-Homburg den begangenen Fehler. Unter unbeschreiblichem Jubel seines treuen Volkes hielt Friedrich Wilhelm bald darauf seinen Einzug in Berlin. 28. Des großen Kurfürsten Lebensende. Seit Jahren hatte der große Kurfürst heftig an der Gicht gelitten; im Frühjahr 1688 trat Wassersucht ein, und zu Ostern schon kündigte sich der Tod ernstlich an. Er bestellte daher in aller Stille seine Angelegenheiten, um seine Gemahlin und seine Kinder nicht zu betrüben. Alle Regierungsgeschäste gingen aber dabei ihren regelmäßigen Gang. Am 27. April versammelte er in Potsdam den Kurprinzen Friedrich und seine Räthe um sich. Er eröffnete die Sitzung mit einer ernsten Rede. „Ich halte dafür", sprach er zu seinem Nach- folger, „daß ich anjetzo das letzte Mal diesem Rathe beiwohne; denn die Schwachheit meines Körpers hat zu sebr überhand ge- nommen, und die Sanduhr meines Lebens wird bald abgelaufen sein. Was für eine langwierige, mühsame und mit schweren Krie- gen stets beunruhigte Regierung ich gehabt, ist aller Welt bekannt.
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