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1. Schul-Lesebuch - S. 164

1863 - Berlin : Stubenrauch
164 32. Friedrich der Große (1740 bis 1786). L Friedrichs des großen Iugendjahre. Friedrich der Große, der dritte König von Preußen, ward von seinem Volke, das ihn den „alten Fritz" zu nennen pflegte, hoch geliebt und geehrt. Und noch heute schlägt jedes Preußen Herz höher, wenn er von den Thaten des Heldenkönigs hört. Friedrich ward am 24. Januar 1712 zu Berlin geboren. Sein Vater, Friedrich Wilhelm I., war ein gestrenger und spar- samer Herr. Dieser hatte seine größte Freude an dem Kriegs- heere, besonders an dem berühmten Leibregimente, das aus sehr großen Leuten bestand, die man gewöhnlich nur die „großen Pots- damer" hieß. Der König nannte aber die Soldaten „seine lieben blauen Kinder." Er wünschte, daß der Kronprinz zu einem tüch- tigen Soldaten erzogen werden sollte. Als der kleine Prinz, von seiner Schwester Wilhelmine aufgefordert, ihren Puppenwagen zu ziehen, einst antwortete: „Gut Trommeln ist mir besser, als Spielen, und lieber, als Blumen," war dies ganz nach des Königs Sinne. Schon im achten Jahre mußte er mit der Flinte exerciren und im zehnten bei Wind und Wetter Schildwacht auf dem Schloß- hofe stehen. Anfangs gefiel dem Prinzen das Soldatenspiel; aber als er älter ward, wurden ihm die Waffenübungen lästig; denn er hatte ausgezeichnete Anlagen und einen mächtigen Trieb zum Lernen. Besonders liebte er Dichtkunst und Musik. Das war dem Vater gar nicht recht. Die Mutter aber unterstützte im Geheimen die Neigungen des Sohnes. Einst hatte der Kronprinz nach vollendeter Waffenübung sich einen goldgestickten Schlasrock angezogen, die Haare gebrannt und übte sich unter Leitung seines Lehrers Quanz im Flötenspiele. Da heißt es auf einmal: „Der König kommt!" Eilig flüchtet Quanz hinter den> Kaminschirm, und der Prinz hat kaum Zeit, die Uniform anzuziehen, als der König auch schon eintritt. Gar leicht erkennt er, was vorgegangen ist. Der Schlafrock wurde in's Kaminfeuer geworfen, und dann erhielt der Prinz eine strenge Strafpredigt. Die Bücher wurden verkauft, und der Hofchirurgus mußte die schönfrisirten Haare abschneiden. Nur mit Mühe verbarg der Prinz seinen Mißmuth, und der König reizte durch Spottreden den Unmuth seines Sohnes immer mehr auf. „Fritz ist ein Querpfeifer," pflegte er zu sagen, „er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Endlich wollte der König den Kronprinzen wider seinen Wil- len vermählen. Da beschloß dieser, nach England zu entfliehen. Auf einer Reise, welche der König nach dem Rheine unternahm, sollte die Flucht ausgeführt werden. Alles war vorbereitet. Da ward ein Brief Friedrichs an seinen Freund Katte, worin der
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