1863 -
Berlin
: Stubenrauch
- Hrsg.: Menzel, J., Richter, Carl, Wetzel, Friedrich, Menges, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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Eisenbahnen sind in den meisten Ländern erst seit 30 Jahren gebaut.
Im Ganzen sind 8700 Meilen auf der Erde mit Schienen belegt; davon kom-
men auf die Vereinigten Staaten von Nordamerika 4700, auf Grossbritanien
1700, auf Deutschland 1200 Meilen. Der erste Schienenweg Deutschlands,
welcher mit Dampfwagen (Lokomotiven) befahren wurde, führt von Nürn-
berg nach Fürth. Drei Jahre später, im Jahre 1838, wurde die erste
preussische Eisenbahn zwischen Berlin und Potsdam eröffnet. Jetzt ist
das Eisenbahnnetz über den grössten Theil Deutschlands ausgedehnt. Man
fährt von Königsberg in 19 Stunden nach Berlin, in 36 Stunden nach Köln,
in 52 Stunden nach Paris.
60. Vom Magnetismus.
In Eisengrnben findet man manchmal einen schwärzlichen Stein, der
die Eigenschaft besitzt, kleine Theilchen von Eisen anzuziehen, so dass sie
an seiner Oberfläche hängen bleiben. Man nennt diese Steine nach der
Stadt Magnesia in Kleinasien, wo sie zuerst gefunden wurden, Magnet-
steine, und die Anziehungskraft gegen das Eisen Magnetismus. Jene Eigen-
schaft lässt sich dem Stahle bleibend mittheilen, indem man ihn auf eigen-
thümliche Weise mit einem natürlichen Magneten streicht. An einem sol-
chen , ans Stahl verfertigten, also künstlichen Magnete lassen sich nach-
stehende Versuche ebenso gut machen, als an einem natürlichen.
Erstens. Wird ein Magnet mit Eisenfeilspänen' bestreut, so sieht
man, dass dieselben sich in grosser Menge an beiden Enden ansetzen, wäh-
rend in der Mitte zwischen denselben durchaus kein Eisentheilchen hängen
bleibt. Daraus geht hervor, dass nicht alle Stellen des Magnets die Kraft
der Anziehung (Anziehungskraft) haben, und dass dieselbe an zwei Punkten
im stärksten ist. Diese beiden Punkte werden Pole des Magnets genannt
Zweitens. Wenn man einen Magnet mitten zwischen seinen Polen
so aufhängt, dass er sich nach rechts und links frei bewegen kann, so
wendet sich der eine seiner Pole nach der nördlichen Himmelsgegend. Der
andere zeigt also nach der südlichen. Auf dieser Eigenschaft des Magnets
beruht die Einrichtung des Kompasses. Derselbe besteht aus einem künst-
lichen Magneten, der wegen seiner verhaltnissmässig dünnen und langen
Gestalt Magnetnadel genannt wird. Dieselbe ist auf einer Spitze leicht
drehbar und dient dazu, die Weltgegenden zu bestimmen, wenn andere
Hülfsmittel fehlen, z. B. inmitten grosser Wälder, in Bergwerken. Beson-
ders wichtig ist aber die Anwendung des Kompasses bei der Schifffahrt
a>if dem Meere. Er hat die Menschen in den Stand gesetzt, auf das hohe
Meer zu steuern, während vor seiner Benutzung nur Küstenfahrten rath-
sam waren.
6. Vom galvanischen Telegraphen.
l. Titos ein Telegraph ist.
Ein Telegraph ist eine Vorrichtung, um auf größere Entfernungen mit
einander reden zu können, als der Laut der Stimme trägt. Wenn ihr Jemand
von weitem seht, aber in so großer Ferne, daß ihr ihn nicht mehr rufen könnt,
so schwenkt ihr ein Tuch oder einen Hut, und sucht ihm durch Zeichen begreif«
lich zu machen, was ihr wünscht. Sehet, da habt ihr auch schon einen Tele-
graphen, aber einen sehr unvollkommenen; denn der Andere steht eure Zeichen
vielleicht gar nicht, und wenn er sie sieht, so weiß er gewiß in den meisten
Fällen nicht, was ihr damit sagen wollt. Die Aufgabe des Telegraphen ist es
nun, die Zeichen, die man giebt, so einzurichten, daß sie eine Art von Zeichen-
sprache werden, die der andere auf große Entfernung hin versteht.