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1. Schul-Lesebuch - S. 424

1863 - Berlin : Stubenrauch
424 Die evangelischen Fürsten hatten schon 1531 ein Bündniß zur Vertheiln- gung ihres Glaubens zu Schmalkalden geschloffen. Als sie die Absicht des Kaisers merkten, rüsteten sie eisig ihre Heere; aber ihre Aengstlichkeit und Eifer- sucht machten einen Angriff unmöglich. Den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen rief die Treulosigkeit sei- nes Vetters Moaitz in seine Länder zurück. Dieser war evangelischen Glaubens und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp von Hessen, eines Bekenners des evangelischen Glaubens. Dennoch stand er heimlich mit dem Kaiser in Unter- handlung und besetzte die Länder Johann Friedrichs mit Gewalt. — Zwar nahm dieser sie wieder; nun aber machte sich 1547 der Kaiser in Verbindung mit Moritz gegen ihn auf. Der Kurfürst suchte das feste Wittenberg zu errei- chen. Der Kaiser zog ihm am anderen Ufer der Elbe bis Mühlberg nach. Er sah Anfangs keine Möglichkeit-, über den Fluß zu kommen; doch zeigte ihm ein verrätherischer junger Bauer eine Fuhrt. Es war ein Sonntagsmorgeu. Der Kurfürst wohnte gerade dem Gottes- dienste bei, als er die Nachricht erhielt, daß der Kaiser im Anzuge sei; dennoch wollte er sich in seiner Andacht nicht stören lassen. — Als er endlich aufbrach, wurde er von den kaiserlichen Reitern eingeholt und zur Schlacht gezwungen. Aber die Seinen wurden geworfen; er selbst erhielt einen Hieb in die linke Wange und mußte sich den Feinden ergeben. Gefangen und mit Blut bedeckt, wurde er vor den Kaiser geführt. Als er diesen erblickte, hob er die Augen gen Himmel und sprach: „Herr Gott, erbarme Dich meiner; nun bin ich hier!" Er wollte dem Kaiser die Hand reichen; aber dieser wandte sich ungnädig ab. Und als er anhub: „Allergnädigster Kaiser!" — entgegnete Karl: „„So? bin ich nun euer gnädigster Kaiser? So habt ihr mich lange nicht geheißen!"" — Da sagte der Kurfürst: „Ich bitte um ein fürstlich Gefängniß!"— „„Wohl,"" antwortete Karl, „„ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient."" — Der Kaiser zog nun vor Wittenberg. Er nöthigte den Kurfürsten, die Stadt zur Uebergabe aufzufordern; als aber dieser sich weigerte, ließ er ihn zum Tode verurtheilen. Dieses Urtheil ward indeß nicht ausgeführt. Doch mußte Jo- hann Friedrich anf die Kurwürde Verzicht leisten, feine Länder an Moritz ab- , treten, die Festung Wittenberg überliefern und des Kaisers Gefangener bleiben. 44. Der Augsburger Religionsfriede. Nach dem Unfälle des Kurfürsten von Sachsen war der Landgraf Philipp nicht im Stande, dem Kaiser zu widerstehen. Er ergab sich auf Gnade und Ungnade und that zu Halle fußfällig Abbitte. Moritz von Sachsen und Joachim Ii. von Brandenburg hatten ihn dazu vermocht. Diese hatten freilich gehofft, der Kaiser werde es mit einer gelinden Strafe bewenden lassen. Statt dessen ward der Landgraf in der Gefangenschaft des Kaisers behalten und wie ein gemeiner Gefangener behandelt. In der Seele Moritzens bildete sich eine große Mißstimmung gegen den Kaiser, und es reifte in ihm der Entschluß, mit Gewalt vom Kaiser zu erzwingen, was er auf gütlichem Wege nicht erlangen konnte. Er erhielt 1550 den Auftrag, gegen die widerspenstige Reichsstadt Mag-
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